Moosbeere

Das Moorschutzprogramm Rheinland-Pfalz

Der Schutz und die Regeneration von Mooren und Feuchtgebieten ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität und Sicherung der Biodiversität in Rheinland-Pfalz. Auch im Hinblick auf die Abmilderung der Folgen des Klimawandels wie Dürren können intakte Moore eine zentrale Schlüsselrolle spielen und den Wasserhaushalt in der Landschaft stabilisieren.

Um diesem wichtigen Thema zu begegnen hat die Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag 2021-2026 die Etablierung eines Moorschutzprogramms inklusive des Aufbaus eines Moorkatasters beschlossen. Die Trägerschaft und die Wahrnehmung der zugehörigen Aufgaben wurde durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität (MKUEM) an die SNU übergeben.

So werden die vielfältigen Themenbereiche und Aufgaben im Moorschutz an einer Stelle gebündelt. Die SNU setzt seit 2011 erfolgreich Naturschutzprojekte mit Moorbezug um.

Drei Handlungsfelder werden im Zuge des Moorschutzprogramms durch die SNU, in enger Kooperation mit den Obersten und Oberen Behörden, Landesforsten, dem Landesamt für Geologie und Bergbau sowie dem Landesamt für Umwelt etabliert und bearbeitet.

Handlungsfeld 1: Erheben von Grundlagendaten & Aufbau eines Moorkatasters

Jemand hält eine Landkarte vom Moor ins Bild

Grundlage für den Moorschutz in Rheinland-Pfalz ist das Wissen über die Verbreitung und den Zustand der Moore. Der Aufbau eines solchen Datenkulisse stellt eine der wichtigsten Aufgaben im Moorschutzprogramm dar. Über eine Vielzahl an bereits vorhandenen Daten wie Bodendaten, der forstlichen Standortskartierung, Biotoptypenkartierungen, historischer Karten und der Auswertung von Geländemodellen ist es möglich Hinweise über potentielle Vorkommen zu erlangen. Auch sogenannte anmoorige Standorte und Moorgleye (d.h. mit einer geringmächtigen Torfauflage oder weniger konzentriertem Kohlenstoffgehalt,) werden dabei ebenfalls mit einbezogen, da auch diese "Grenzstandorte" sehr bedeutsam sind in Hinblick auf ihre Treibhausgasemissionen und ihre Bedeutung für die Biodiversität. Die so ermittelten Standorte werden gezielt aufgesucht und unter anderem bodenkundlich kartiert.  

Die Moorgebiete werden zusätzlich mit Informationen wie zum Beispiel zu Eigentumsverhältnissen, Schutzstatus und Landnutzungsart verknüpft, um ein genaueres Bild darüber zu erlangen, wo und mit welchem Aufwand Moore wiedervernässt und renaturiert werden können. All diese Informationen werden schlussendlich in einem Moorkataster zusammengeführt.

Vegetationskundliche und faunistische Untersuchungen tragen zusätlich dazu bei, Schutzmaßnahmen zielgerichtet, entsprechend der Bedürfnisse seltener und gefährdeter Arten konzipieren und umsetzen zu können; ebenso wie die regelmäßige Erhebung von Daten (Monitoring), etwa zur Hydrologie oder der Artenzusammensetzung und die Überwachung der Zustandsveränderungen eines Moores nach erfolgter Wiedervernässung. 

Handlungsfeld 2: Planung & Umsetzung von Moorschutzmaßnahmen

Eine Gruppe Arbeiter bauen im Moor

Auf Grundlage der gewonnenen Daten können konkret Moorschutzprojekte konzipiert und umgesetzt werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Moore zu renaturieren. Häufig sind Moorstandorte durch Entwässerungsgräben und Drainagen beeinträchtigt, die dort in der Vergangenheit angelegt wurden. Durch den Rückbau von entwässernden Strukturen, beispielsweise durch das Verschließen und Verfüllen von Gräben, kann das Wasser im Moorkörper verbleiben und der Wasserstand auf ein moorverträgliches Niveau zurückkehren. Nur ein dauerhaft wassergesättigter Moorboden verhindert, dass sich Torf zersetzt und klimaschädliches CO2 freigesetzt wird. Der Wasserstand sollte idealerweise mindestens 10 cm unter Flur liegen.

In fostlich genutzten Regionen wurden Moorstandorte in der Vergangenheit vielerorts entwässert und mit Fichten bepflanzt. Die Fichten entziehen dem Moor zusätzlich Wasser und sorgen für eine starke Beschattung, wodurch nässe- und lichtliebenden Moorpflanzen zunehmends verdrängt werden. Die Holzernte ist auf den Flächen erschwert: der Einsatz großer Maschinen würde die sensiblen Torfböden nachaltig zerstören. Die Entnahme von Fichten und der Waldumbau hin zu standortgerechten Baumarten ist daher eine weiterer wichtiger Baustein im Moorschutz. Dabei kommen bodenschonende Methoden zum Einsatz, beispielsweise durch Seilkräne, um das Holz sanft aus dem Moor zu befördern. 

Auch das Einzugsgebiet des Moores muss bei der Planung einer Wiedervernässung mitgedacht werden, vor allem bei Nieder- und Übergangsmooren. Diese sind durch den Zufluss von Wasser aus der unmittelbaren Umgebung angewiesen. Ein zu geringer Wasserstand oder zu stark nährstoffbelastetes Wasser schränkt das Wachstum von moortypischen Pflanzen ein und fördert den Aufwuchs von Gehölzen. Mittels Waldumbau hin zu gesunden Laub- und Mischwäldern sowie wassersensibler Wegegestaltung in der Umgebung kann der Zufluss optimiert und der Wasserhaushalt im Moor stabilisiert werden.

Pflegemaßnahmen wie Mahd oder die Entnahme junger Gehölze ("entkusseln") fördern das Wachstum von konkurrenzschwachen, moortypischen Arten wie z.B. der Gewöhnlichen Moosbeere(Vaccinium oxycoccus) oder dem Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia).

Weitere Informationen zu laufenden und abgeschlossenen Moorschutzprojekten finden sie hier.

Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung, Qualifikation

Freiwillige schieben Schubkarren durchs Moor

Moorschutz funktioniert besonders gut in einer guten Zusammenarbeit von allen Beteiligten, wie der SNU, Behörden, Ämtern, Kommunen und Verbänden. Auch die Expertise und das Engagement von regionalen Akteur:innen wie z.B. die zuständigen Biotopbetreuer:innen oder ehrenamtliche Naturschützer:innen sind von unschlagbarem Wert für die Naturschutzarbeit. Über Infoveranstaltungen für lokal betroffene Bürger:innen, Fachtagungen mit anderen Moorschutzstellen bis hin zu Exkursionen – die Notwendigkeit für Vernetzung und Austausch ist groß.

Als wichtiges Instrument in der interdisziplinären Kommunikation und Kooperation wurde die Begleitende Fachgruppe Moorschutz ins Leben gerufen. Hier treffen sich Vertreter:innen aller involvierten Landesbehörden im regelmäßigen Turnus mit dem Ziel, den Moorschutz im Land gemeinsam voran zu bringen.

Über die Zusammenarbeit mit Universitäten wie z.B. der Uni Koblenz wird die wissenschaftliche Begleitung von Maßnahmen gefördert. Abschlussarbeiten von Studierenden bieten die Möglichkeit wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, welche später wiederum für konkrete Moorschutzprojekte genutzt werden können.

Umweltbildung ist ein weiterer wichtiger Auftrag, dem das Moorschutzprogramm gerecht werden will. Infomaterial wie Schautafeln oder Lehrpfade sensibilisieren die regionale Bevölkerung und Touristen über das Thema Moore und Moorschutz. Exkursionen und Informationsveranstaltungen können die Theorie erlebbar machen und zugleich eine Plattform zum Austausch von Anregungen, Fragen und Antworten bieten.

Die SNU arbeitet eng mit dem Bergwaldprojekt e.V. zusammen. Dieser wichtige Partner in Sachen Moorschutz ermöglicht es Jahr für Jahr, unzähligen Ehrenamtlichen einen wertvollen Beitrag bei der Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren zu leisten.