Eine Schafsherde

Der Wanderschäfer Steffen Carmin zieht seit 2019 im Rahmen eines Pilotprojektes der SNU und der Kreisverwaltung Cochem-Zell durch deren Landkreis – Der Schäfer, seine inzwischen 350 Schafe und das Projekt sind mittlerweile gut etabliert.

Schafwanderung für die Biodiversität
Artenreiches Offenland in unserer Kulturlandschaft ist häufig nur noch in kleinen Strukturen zu finden und zu einem bedeutenden Ruckzugsort vieler seltener und bedrohter Arten geworden. Zum Erhalt dieser Strukturen, deren Vernetzung und der Artenvielfalt sind ziehende Schafherden von großer Bedeutung; eine Vielzahl an Samen, ganze Blüten bis hin zu Tieren werden von Fläche zu Fläche getragen und helfen somit unter anderem bei den oben genannten Zielen.
Aus diesem Grund hat die SNU gemeinsam mit dem Landkreis Cochem-Zell und dessen Biotopbetreuerin Dr. Corinna Lehr und vieler weiterer Beteiligter die Möglichkeit einer Wanderschäferei im Landkreis Cochem-Zell geschaffen, die seit 2019 durch den Schäfer Steffen Carmin mit inzwischen 350 Schafen umgesetzt wird.

Beweidungsfläche mehr als verdoppelt – Ergebnisse der Offenhaltung sichtbar
Das Projekt zeigt bereits auf mehreren Ebenen gute Erfolge, welche auch die regelmäßig durchgeführten Begleituntersuchungen dokumentieren.  Auf zahlreichen Flächen im Kreis wurden durch die Beweidung die Verbuschungsstrukturen zurückgedrängt, so dass sich die extensiv genutzte Weidefläche von selbst jedes Jahr leicht vergrößert. Selbst steile Weinbergsbrachen konnten von den Schafen von starker Sukzession befreit werden. Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), die Große Brennnessel (Urtica dioica), die Große Klette (Arctium lappa) oder das Kletten-Labkraut (Galium aparine) konnten durch die Beweidung und einer teilweise ergänzenden Nachpflege deutlich reduziert werden, andere Arten wie der Warzenbeißer (Decticus verrucivous) wanderten von benachbarten Flächen ein (Kaisersesch) und Orchideen wurden in größerer Blüte beobachtet; so z. B. das Manns-Knabenkrauts (Orchis mascula) am Kreuzerter Kopf.  
In 2022 sind einige Weinbergsbrachen an der Mosel und eine Beweidungsfläche auf dem Martberg hinzugekommen. Somit hat der Schäfer 2022 rund 200 Hektar mit 350 Mutterschafen (inklusive Lämmern zeitweise über 500 Schafe) beweidet. Das ist seit Projektstart eine Verdopplung der Fläche. Diese Erfolge sind auf ein gut abgestimmtes Weidemanagement zurückzuführen.
Weitere Flächen, wie z. B. ein Solarpark kam hinzu, um die Einkommensstrukturen zu diversifizieren. Das zunehmende Angebot an Flächen, die zur Beweidung angeboten werden, sprechen für die breite Akzeptanz der Beweidung in der Fläche und die Zuverlässigkeit des Schäfers.

Kommunikation als Erfolgsrezept
Die sichtbaren Erfolge durch die geleistete Arbeit vor Ort und die gute Kommunikation durch den Wanderschäfer hat die Zusammenarbeit mit den Interessensgruppen positiv beeinflusst.
Bei der Jahrestagung des Projekts „Lebendige Moselweinberge“ konnte Steffen Carmin gemeinsam mit Dr. Corinna Lehr das Projekt erneut vorstellen. Das Interesse war außerordentlich groß.

ARTE erstellt über die Naturschätze der Mittelgebirge Europas eine mehrteilige Dokureihe, wo eine Redakteurin durch die SNU auf das Projekt aufmerksam wurde. Die Dreharbeiten haben stattgefunden - wir sind gespannt auf den Beitrag; der Sendetermin steht noch nicht fest.
Zudem bietet Steffen Carmin "Einen Tag mit den Wanderschafen" an. Interessierte Menschen jeder Couleur, mit und ohne Kinder, besuchen den Betrieb für ein oder zwei Tage und begleiten die Schäfer in ihrem Alltag, sie gehen mit den Schafen auf Wanderung und kümmern sich um deren Wohl und können von dem Schäfer viele Fragen beantwortet bekommen. Die Nachfrage nach diesem Angebot ist groß und stellt zu der Vermarktung von Fell- und Fleischprodukten eine weitere Einnahmequelle dar.

Sozioökonomie
Für einen großen Teil der Flächen ist die Beweidung die nachhaltigste und kostengünstigste Methode der Offenhaltung zur Bewahrung der Biodiversität und die Sicherung der Vorkommen von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.
Aufgrund der Witterung und der Wüchsigkeit war 2022 das Futterangebot in den Frühjahrsmonaten gut, die Trockenheit in Sommer- und Spätsommer war futtertechnisch als auch logistisch eine Herausforderung. Ohne eine gute Herbst- und Winterweide, wo die Schafe ausreichend Futter haben, ist reine Landschaftspflege für die Herde und den Ertrag des Schäfers schwierig.

Weitere Informationen

Symbolbild Schafe

Weitere Informationen zu dem Wanderschäfer, seiner Herde, dem Projekt etc. finden Sie unter der Homepage www.ovis-mosella.de

Sie haben Fragen zum Projekt? Dann melden Sie sich gerne bei uns (Tel. 06131/16-5070, kontakt(at)snu.rlp.de) oder der Kreisverwaltung Cochem-Zell (Tel. 02671/61-0, kreisverwaltung(at)cochem-zell.de)

Wanderschäferei im Landkreis Cochem-Zell

Seit April 2019 zieht der Wanderschäfer Steffen Carmin im Rahmen eines Pilotprojektes der SNU und der Kreisverwaltung Cochem-Zell mit seiner Schafherde durch den Landkreis. Ziel des Projektes ist die Offenhaltung und Vernetzung von Biotopflächen durch Beweidung.

Schafwanderung für die Biodiversität
Ziehende Schafherden sind von großer Bedeutung für den Naturschutz und die Landschaftspflege sowie die Erhaltung von wertvollen Kulturlandschaften und der Artenvielfalt. Aus diesem Grund hat die SNU gemeinsam mit dem Landkreis Cochem-Zell und dessen Biotopbetreuerin Fr. Dr. Lehr sowie der Unterstützung vieler Beteiligter ein Konzept für die Etablierung einer Wanderschäferei im Landkreis Cochem-Zell entwickelt.

Schafe als Landschaftsgestalter
Das 3-jährige Pilotprojekt, welches zum 1. April 2019 gestartet ist, hat sich zur Aufgabe gemacht zahlreiche Flächen im Kreis durch die Beweidung offen zu halten. Regelmäßig weidende Schafe verhindern die stets weiter voranschreitende Verbuschung, indem sie bestimmte Pflanzen immer wieder "verbeißen", wo sonst mehrjährige Sträucher und Bäume immer weiterwachsen würden. Die Bewirtschaftung dieser Flächen ist für den Fortbestand einer Vielzahl von seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten unerlässlich. Der selektive Verbiss der Schafe und der Nährstofftransport durch diese Wirtschaftsweise begünstigen die Artenvielfalt von Flora und Fauna. 

Die Wanderschäferei – von einer Weide zur nächsten
Der Wanderschäfer zieht nun mit seinen 250 Coburger Fuchsschafen durch den Kreis. Die Tiere werden tagsüber meist gehütet und über Nacht in mobilen Weidezaunnetzen gehalten. Durch den ständigen Umtrieb der Schafe ist die Belastung der Weidestandorte sehr gering und es kommen keine dauerhaften Umzäunungen zum Einsatz. Beweidet werden hauptsächlich ungenutzte Flächen, Naturschutz- sowie Grenzertragsflächen, Flächen der Biotopbetreuung, Ausgleichs- und Ersatzflächen sowie Landes- und Kommunalflächen.

 

Zwischenstand zum Projekt

Die Offenhaltung und Vernetzung von Biotopflächen durch die Beweidung wurde auf den ausgewählten Flächen seit Projektstart wiederaufgenommen und die ersten Erfolge stellen sich ein. Der Schäfer hat mit seinen Schafen im Jahr 2019 bereits mehr als 100 Hektar beweiden können, im Jahr 2020 kamen noch einige Flächen hinzu. Die Verbuschungen der beweideten Flächen konnten schon nach dem ersten Weidegang zurückgedrängt werden, sodass diese Flächen im Nachgang deutlich „aufgeräumter“ wirken; selbst steile Weinbergsbrachen konnten von den Schafen von starker Sukzession befreit werden. Auch Pflanzenbestände, wie das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), die Große Brennnessel (Urtica dioica), die Große Klette (Arctium lappa) oder das Kletten-Labkraut (Galium aparine) konnten durch die Beweidung mit den Schafen zum richtigen Zeitpunkt und einer teilweise ergänzenden maschinellen Nachpflege deutlich reduziert bzw. sogar komplett beseitigt werden. Durch regelmäßige Begleituntersuchungen kann der Erfolg des Projekts stets überwacht werden. Das Projekt zeigt eine hohe Resonanz und stößt weiterhin auf große Akzeptanz in der Bevölkerung.

Bildergalerie

Bildergalerie Wanderschäferei

Bilder von Holger Dorn:    https://www.holgerdorn.com/

und Steffen Carmin