Moorfakten

Moore wirken auf den ersten Blick oft unscheinbar, doch unter der Oberfläche verbergen sich spannende Prozesse und Funktionen, die sie zu wahren Überlebenskünstlern und Multitatlenten unserer Landschaft machen. 

Auf dieser Seite finden Sie ausgewählte Fakten zu den besonderen Eigenschaften von Mooren.

Lebensraum für Spezialisten

In Mooren herrschen besondere Bedingungen: nährstoffarme, dauerhaft nasse Böden und oft sehr saure Verhältnisse. Spezialisierte “Moor-Arten” sind an diese Bedingungen angepasst.

  • Moorpflanzen wie Torfmoose, Wollgräser sind nicht nur an Moore gebunden -  als “Ökosystemingenieure” gestalten sie ihren Lebensraum aktiv mit: Sie bilden Torf, stauen Wasser an und senken den pH-Wert in der Umgebung zusätzlich ab.
  • Der Nährstoffarmut begegnen einigen Moorpflanzen, indem sie auf Insekten als Stickstoffquelle zurückgreifen. Auch in rheinland-pfälzischen Moore kommen solche Arten, zum Beispiel Wasserschlauch oder Sonnentau, vor.
  • Viele Libellen, Schmetterlinge und Vogelarten nutzen Moore als Brut- oder Rückzugsräume. Die Raupen spezialisierter Arten wie dem Hochmoor-Perlmuttfalter sind auf bestimmte Moorpflanzen angewiesen. 

Durch Entwässerung und Zerstörung von Mooren verlieren diese Arten ihre Lebensräume – viele von ihnen gelten heute als gefährdet.
→ Mehr zu typischen Moorarten finden Sie auf der Seite Arten im Moor.

Torf – gebundener Kohlenstoff im Boden

Torf entsteht, wenn Pflanzen in nassem, oft saurem Milieu absterben, wo mikrobielle Abbauprozesse stark gehemmt sind. Der in der Pflanzenmasse gebundene Kohlenstoff bleibt so über lange Zeiträume im Boden gespeichert.

Wird ein Moor entwässert, sinkt der Wasserspiegel. Sauerstoff gelangt in den Boden, der Torf beginnt zu oxidieren:

→ der gespeicherte Kohlenstoff wird zu CO₂ und Lachgas (N₂O) umgewandelt. → Diese Treibhausgase gelangen in die Atmosphäre. → Der Torfkörper baut sich nach und nach ab.

Während der Aufbau einer Torfschicht in Hochmooren im Schnitt nur 1 mm pro Jahr beträgt, verlieren entwässerte Moore rund 5 - 10 mm pro Jahr  an Höhe.  

       In Zahlen bedeutet dies…

  • Wird ein Moor entwässert, können jährlich 10–30 tCO₂ Äquivalente pro Hektar freigesetzt werden.
  • Entwässerte Moorböden emittieren in Deutschland pro Jahr etwa 53 Mio. t CO₂ Äquivalente. Damit gehen rund 7 % der nationalen Treibhausgasemissionen auf entwässerte Moore zurück.
  • Moore bedecken nur etwa 3 % der globalen Landfläche, speichern aber 30 % des organischen Boden-Kohlenstoffs (etwa 550 Milliarden Tonnen). Das ist doppelt so viel wie alle Wälder der Erde zusammen.
  • Pro Hektar stecken in Mineralböden (je nach Bodenart) etwa 50 - 100 Tonnen Kohlenstoff. In Hochmooren sind oft über 1.000 Tonnen Kohlenstoff pro ha gespeichert - teilweise sogar erheblich mehr. 
Moore als Archiv

Moore wachsen sehr langsam, oft nur weniger als einen Millimeter pro Jahr. Im Laufe dieser langsamen Schichtung lagern sich über Jahrtausende Pflanzenreste, Pollenkörner, Holzteile, Samen und andere Materialien im Torf ab. Das dauerhaft nasse, sauerstoffarme Milieu sorgt dafür, dass diese Spuren der Vergangenheit außergewöhnlich gut erhalten bleiben.

Für die Forschung sind Moore deshalb wertvolle Archive:

  • Pollen und Pflanzenreste erlauben Rückschlüsse auf frühere Vegetationen, Klimaphasen und Landnutzungen. Zum Beispiel ließen sich anhand Torfkern-Analysen aus der Eifel der Beginn des Ackerbaus um etwa 3000 v. Chr., Waldnutzungen und Rodungsphasen verschiedener Kulturepochen rekonstruieren.
  • Vor allem organogene Substanzen werden im Moor hervorragend konserviert. Gut erhaltene Artefakte, die Menschen bereits vor Jahrtausenden im Moor zurückließen, öffnen uns heute einen Blick in ihre Lebenswelt. Die Moorarchäologie hat vor allem in Norddeutschland eine lange Tradition, wo neben Alltagsobjekten auch Opfergaben, Siedlungsreste und sogar Moorleichen geborgen wurden.
  • Der Humifizierungsgrad einzelner Torfschichten zeigt, wie feucht oder trocken ein Moor zu bestimmten Zeiten gewesen ist. Deutlich erkennbar ist meist auch der Entwässerungshorizont, der im Zuge der Trockenlegung vieler Moore in der Neuzeit entstanden ist. 

Entwässerung zerstört diese Archive: Sobald Sauerstoff in den Torfkörper eindringt, laufen Zersetzungsprozesse an und die gespeicherten Informationen gehen Schicht für Schicht verloren.

Moore als lebende Wasserspeicher

Torf ist ein hervorragender Wasserspeicher:

  • Aufgrund der großen Poren im Boden, kann ein nasses Moor zu 95 - 98% aus Wasser bestehen!
  • Eine Schlüsselrolle spielen Torfmoose: Sie können bis zum 20-fachen ihres Trockengewichts an Wasser aufnehmen.
  • Moore und andere Feuchtgebiete speichern bis zu 5,6 Mio. Liter Wasser pro Hektar.

→   Dadurch funktionieren Moore wie natürliche Schwämme in der Landschaft: Sie nehmen Wasser auf und geben es langsam wieder ab. Damit tragen sie einen Teil zur Regulierung der Wasserstände bei, dämpfen Abflussspitzen bei Starkregen und können Dürrephasen abfedern. Moore beeinflussen zudem das lokale Mikroklima. Durch die Verdunstung über wasserreiche Torfböden und Torfmoose wird die Umgebung messbar abgekühlt, ähnlich wie bei einer natürlichen Klimaanlage.

Viele Moore sind heute jedoch von einem Netz künstlicher Entwässerungsgräben durchzogen. Dadurch fließt Wasser konzentriert ab, anstatt im Torfkörper gespeichert zu werden. Während Trockenperioden verstärkt das den Wasserverlust und verschärft bei Starkregen auftretende Hochwasserspitzen.