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Die Moore in Rheinland-Pfalz
Selten und wertvoll
In Rheinland-Pfalz gibt es rund 7.000 Hektar Moorfläche. Damit sind sie hier besonders selten - und zudem ökologisch ausgesprochen wertvoll: Intakte Moore speichern Wasser, binden Kohlenstoff und bieten spezialisierten Arten einen unverzichtbaren Lebensraum.
Ein vielfältiges Mosaik
Die Moore in Rheinland-Pfalz sind so abwechslungsreich und vielseitig wie das Land. Je nach den Eigenschaften einer Region, können sie ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. In den Niederungen des Rheins etwa, finden wir nährstoffreiche Niedermoore vor, die eine Vielzahl an Arten beherbergen. In den kühlen und niederschlagsreichen Mittelgebirgen sind die Moore oft deutlich kleiner und eingebettet in ein abwechslungsreiches Lebensraum-Mosaik. Hier lassen sich Spezialisten finden: Arten, die mit besonders sauren und nährstoffarmen Bedingungen zurechtkommen.
Legt man Informationen zu Moorbiotopen und Moorböden zusammen,
ergibt sich ein gutes Bild über die Verbreitung von Mooren in RLP ⇒
Die dargestellten Flächen sind für eine bessere Visualisierung teilweise überzeichnet dargestellt.
© SNU | Basemap: GeoBasis-DE / BKG (2025) CC BY 4.0

Eine Frage des Standorts
Moore entstehen, wenn über lange Zeiträume Wasser dauerhaft im Boden steht und organisches Material nicht vollständig zersetzt wird. So bildet sich Torf – langsam, aber stetig. Dabei hängt die Entwicklung von der Wasserquelle ab:
- Niedermoore werden vom Grundwasser gespeist.
- Hochmoore entstehen ausschließlich aus Regenwasser.
In Rheinland-Pfalz sind echte Hochmoore selten, dazu reichen die Niederschlagsmengen nicht aus. Häufiger treten sogenannte Übergangsmoore auf – Standorte, die sowohl Merkmale von Nieder- als auch Hochmooren aufweisen. Diese weisen oft ein ausgesprochen artenreiches Mosaik an Vegetation auf.
Verschaffen Sie sich einen Eindruck von der Vielgestalt rheinland-Pfälzischer Moore mit unseren
Moor-Impressionen:
Tipp: Mit einem KLICK auf die jeweiligen Überschriften erfahren Sie mehr.
Ein Moor ohne Torf - geht das?
Die Artenvielfalt der Moore der Schneifel ist überregional bedeutsam. Und doch: Trotz üppiger Hochmoorvegetation findet sich hier kaum Torf.
Torf ohne Moor - geht das?
Viele Moore wurden durch intensive Nutztung und Entwässerung ihrer Arten beraubt. Durch Renaturierungen können sie wieder aufatmen.
Das größte Moorgebiet
Eine undurchdringliche Urlandschaft erstreckte sich einst westlich von Kaiserslautern. Heute sind davon nur noch Relikte erhalten.
Wenn Maare vor Jahrtausenden verlandeten...
...dann bildeten sich teils kreisrunde Kessel-Moore. Diese "Trockenmaare" haben die höchsten Torfmächtigkeiten in RLP - teils über 6 m!

© L. Hebermehl
In versteckten Tälern, umgeben von dichten Wäldern:
Die Moore der Pfalz sind artenreich und vielgestaltig. In Bachtälern und Quellgebeiten finden wir Wollgräser, Rauschbeeren und Sonnentau.
Verlandete Altrheinarme mit Schilf und Bruchwäldern:
Hier entstanden teils meterthohe Torfschichten. Moorfrosch und Schilfrohrsänger sind nur zwei der vielen Arten die hier leben.
Auch Hangbrücher genannt...
...sind die Moore des Hunsrücks von reichen Niederschlägen, Nebel, aber auch von Quellen gespeist. Sie bilden ein wahres Lebensraummosaik.

© Marion Mays
Das Klima im Westerwald ist kühl und regenreich:
Günstige Bedingungen für Moorbildung. In Mulden, Quelllagen oder Senken finden sich größere und kleinere, teils versteckte Moorstandorte.
Überlebenskünstler unter Druck
Die Situation der Moore in Rheinland-Pfalz
Moore sind beharrliche Kämpfernaturen – sie behaupten sich teils schon seit Jahrtausenden unter sich stetig ändernden Klimabedingungen und wandelnden Landschaften. Clevere Anpassungsmechanismen sorgen für ihre einzigartige Resilienz – 20 Strategien wurden bisher identifiziert, die in Mooren greifen, um “Krisenzeiten” zu überstehen. Diese passieren teils kleinräumig, innerhalb weniger Sekunden, bis hin zu großräumigen Änderungen, die erst über lange Zeitskalen greifen.
Lesetipp dazu: 'Denken wie ein Hochmoor' von H. Joosten (1993).

Den menschlichen Eingriffen, wie sie in Rheinland-Pfalz spätestens ab dem 18. Jahrhundert teils sehr systematisch und intensiv stattfanden, haben jedoch selbst Moore nichts entgegenzusetzen: Strategisch angelegte Entwässerungsgräben, Torfabbau, Überführung in land- und forstwirtschaftliche Nutzung.
In der Folge kämpfen Moore heute an mehreren Fronten:Es fehlt Wasser, typische Pflanzen verschwinden, und klimaschädliches CO₂ entweicht aus dem trockengefallenen Boden.
Der Klimawandel verschärft das Ganze: Längere Trockenzeiten, mehr Starkregen statt sanfter Niederschläge – das bringt den Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht. Und weil viele Pflanzen heute früher austreiben und später in die Winterruhe gehen, verdunsten sie über einen längeren Zeitraum mehr Wasser. Besonders problematisch: Fichten und andere tiefwurzelnde Bäume auf Moorböden, die den Feuchtstandorten teils sogar ganzjährig das Wasser entziehen.
Hinzu kommen Belastungen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind: Über die Luft, den Regen und das Wasser im Boden gelangen Nährstoffe ins Moor – etwa Stickstoff oder Phosphat. Auch im Boden selbst schlummern eingelagerte Nährstoffe, die durch die Zersetzung des Torfs freigesetzt werden: Eine weitere Folge der Trockenlegung. Die Folge: Arten, die mit nährstoffarmen Bedingungen gut zurechtkommen – wie Torfmoose oder Sonnentau – werden verdrängt. Stattdessen breiten sich konkurrenzstarke Pflanzen aus, die das Moor weiter verändern.

Doch es gibt gute Nachrichten:
Viele Moore in Rheinland-Pfalz sind noch da und sie können sich erholen. Gräben lassen sich verschließen, Wälder umbauen, Wasser gezielt zurückhalten. Schon innerhalb kürzester Zeit, zeigen sich sicht- und messbare Erfolge: Der Wasserstand steigt, Arten kehren zurück und das Moor wird wieder lebendig. Mit einem moorverträglichen Wasserstand – möglichst nah an der Oberfläche – reduziert sich auch der CO₂ Ausstoßunmittelbar und drastisch. Bis sich ein Moorstandort wieder gänzlich regeneriert, vergeht hingegen sehr viel mehr Zeit.
Werden Maßnahmen ergriffen, entstehen über kurz oder lang wieder resiliente Moore, die wieder Wasser halten, Arten Raum geben und das Klima schützen.
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