Schmetterlinge schützen – Artenvielfalt stärken – Pflanzaktion in der Ortsgemeinde Wirscheid

Zusammen mit dem Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) pflanzen Gemeindemitglieder in Wirscheid Großen Wiesenknopf auf gemeindeeigenen Flächen und helfen damit seltenen Schmetterlingsarten.

Haben Sie es auch schon bemerkt? Immer weniger Schmetterlinge, Bienen und Käfer sind unterwegs. Die Artenvielfalt schwindet, auch bei uns vor der Haustür. Aber was wäre die Welt ohne bunte Schmetterlinge und summende Bienen auf Wiesen oder am Wegesrand? Die gute Nachricht: schon mit einfachen Mitteln können wir dem zumindest teilweise entgegenwirken. Wie zum Beispiel mit dem Setzen oder Säen von standortangepassten, heimischen Blühpflanzen. Insekten finden etwas zu fressen, bestäuben Blüten und bilden zusätzlich die Nahrungsgrundlage für andere Tiere.

In der Ortsgemeinde Wirscheid wurde diese Maßnahme in die Tat umgesetzt. Anfang November haben Freiwillige der Gemeinde gemeinsam mit der SNU in einer Pflanzaktion 100 Stauden vom Großen Wiesenknopf eingepflanzt.

Warum ausgerechnet der Wiesenknopf gesetzt wurde, hat einen besonderen Grund. Zwei ganz spezielle Schmetterlingsarten können ohne ihn nicht überleben – das gesamte Leben des Hellen und des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris teleius und P. nausithous) dreht sich um den Wiesenknopf. Nicht nur finden Paarung, Ruhezeiten und Eiablage auf den Blüten der Pflanze statt, auch trinken die erwachsenen Falter fast nur seinen Nektar und die Raupen fressen nach dem Schlupf ausschließlich an ihrer sogenannten Wirtspflanze. Doch damit nicht genug, die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge haben noch einen zweiten Wirt: bestimmte Ameisen die die Raupen „adoptieren“. Im Ameisennest angekommen verbringt die Raupe hier den Winter und ernährt sich von Ameisenlarven bevor sie sich im Frühjahr verpuppt und als Falter im Sommer das Ameisennest verlässt. Wie das möglich ist? Die Raupen sind Künstler der Tarnung - durch Aussehen, Gerüche und Geräusche täuschen sie die Ameisen so, dass diese sie nicht als Feind erkennen können.

Bei so einem komplexen Lebenszyklus wundert es kaum, dass die beiden Falterarten teils stark gefährdet sind. Schonend bewirtschaftete, feuchtere Wiesen und Weiden, die den Lebensraum der Pflanzen und damit auch den der Schmetterlinge bilden, werden immer seltener. So gehen auch die Wiesenknopfbestände weiter zurück. „Als das Projekt uns darüber informiert hat, dass die seltenen Schmetterlinge bei uns noch vorkommen und es sich im Westerwald um eines ihrer Hauptvorkommen Deutschlands handelt, haben wir nicht lange gezögert unsere Unterstützung zum gemeinsamen Schutz der Artenvielfalt zuzusagen.“ resümiert Ortsbürgermeisterin Christine Klasen und ergänzt „wir freuen uns im Rahmen der Pflanzaktion über die Bedeutung der Arten zu informieren und werden die Pflege der Ge-meindeflächen so anpassen, dass die Schmetterlinge im Sommer blühende Wiesenknöpfe finden.“
Von dieser Bewirtschaftung profitieren viele weitere Tier- und Pflanzenarten, die im Sommer auf der Suche nach Nahrung und Versteckmöglichkeiten sind. „Wichtig ist nicht die Größe der Flächen, wichtig ist, dass es viele kleine Bereiche wie Randstreifen oder Inseln als sogenannte Trittsteine gibt, zwischen denen sich die Populationen bewegen und genetisch austauschen können.“ erklärt Linda Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Artenschutzprojekt der SNU, die die Pflanzaktion organisiert hat.
Bis der neu gepflanzte Große Wiesenknopf blüht, wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen, aber dann können auch die Flächen in Wirscheid von den Ameisenbläulingen als Trittstein genutzt werden.

Hintergrund:
Die Förderung des Artenschutzprojektes erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm „Entwicklungsprogramm EULLE“.
Das Projekt verfolgt einen kooperativen Ansatz, wobei der Fokus auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und Gemeinden liegt.
Mit einem Budget von ca. 1,3 Mio. € sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht und langfristig gesichert werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2025 sollen bis zu 200 ha Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden.
Fast zeitgleich startete im Nachbarland Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt in den Landkreisen Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen werden von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren können. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt.

Die komplette Pressemitteilung können Sie hier herunterladen.

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