Nur ca. zwei Monate im Jahr sind die beiden Schmetterlingsarten Heller und Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling zu sehen. Aber das ist nicht das Bemerkenswerteste an ihnen: ihr Überleben ist an das Vorkommen gleich mehrerer Wirtsarten gebunden. Der Große Wiesenknopf bietet den erwachsenen Faltern Nahrung sowie einen Ruhe-, Paarungs- und Eiablageplatz und auch die Raupen ernähren sich in den ersten Wochen ausschließlich von der Blüte des Wiesenknopfs. Später ziehen die Raupen zur Überwinterung in ein Ameisennest um, müssen dafür aber erst einmal von bestimmten Ameisen gefunden und in einem komplexen Ritual von ihnen „adoptiert“ werden. Die Raupen leben dann bis zu 9 Monate räuberisch von der Ameisenbrut und werden durch gute Tarnung nicht als Feinde erkannt.
Da die Wiesenknopf-Bestände zurückgehen, nicht zur rechten Zeit blühen oder die richtigen Ameisen nicht (mehr) vorkommen, ist das Überleben der beiden Falterarten gefährdet.
Der NABU Gebhardshainer Land / Wissen und die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) haben sich daher zusammengetan und Ende Oktober gemeinsam eine Pflanzaktion durchgeführt um den Wiesenknopf-Bestand in Nauroth zu unterstützen. In der Nähe der bepflanzten Fläche sind weitere Wiesenknopf-Bestände und auch Vorkommen der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge bekannt. Mehr als 70 Pflanzen wurden von 17 Freiwilligen - darunter 9 Kinder - mit Pflanzmessern und Schaufeln in den Boden gebracht. Das nasse Wetter in den kommenden Wochen wird den Setzlingen helfen gut anzuwachsen bevor der Frost kommt und die Nährstoffe von den Blättern in die Speicherwurzeln zurückgezogen werden.
Christel Mies, Mitglied der NABU-Gruppe ist begeistert: „Ich freue mich besonders, dass so viele Kinder teilgenommen haben. Wir brauchen Nachwuchs im Naturschutz und solche Aktionen machen Spaß und wecken das Interesse an der Natur. Es ist toll, dass wir gemeinsam mit dem Projekt etwas für die Arten hier vor Ort tun können. Und da ist es schön, dass ich mit meiner Fläche auch einen ganz persönlichen Beitrag leisten kann.“ Die Fläche wird in Zukunft artgerecht für die beiden Schmetterlingsarten bewirtschaftet, z.B. wird die Fläche im Sommer nicht gemäht oder beweidet.
Organisiert wurde die Aktion von Linda Müller vom Artenschutzprojekt Wiesenknopf-Ameisenbläulinge der SNU und Christel Mies vom NABU. Das Projekt ist seit 2020 in den Landkreisen Ahrweiler, Altenkirchen, Neuwied und im Westerwaldkreis aktiv um die gefährdeten Falter ausfindig zu machen und ihre Lebensumstände zu verbessern. Dabei liegt ein Schwerpunkt des Projektes auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und weiteren Flächeneigentümer:innen. Da die Schmetterlinge auch auf kleinen Flächen gute Populationen bilden können, reichen bereits Randstreifen, kleinere ungenutzte oder weniger ertragreiche Bereiche aus. Hauptsache der Große Wiesenknopf und die Ameisen sind ausreichend vorhanden. So wie jetzt auch auf der Fläche bei Nauroth. „Die Pflanzen werden vermutlich einige Zeit brauchen, bevor sie blühen, da sie für das Projekt nachgezogen wurden und noch sehr jung sind. Aber wenn sie soweit sind, kann die Fläche den Wiesenknopf-Ameisenbläulingen einen Lebensraum bieten und auch für viele andere Arten bietet der Große Wiesenknopf ein zusätzliches Nahrungsangebot.“ freut sich Linda Müller.
Wer jetzt Lust bekommen hat, die Schmetterlinge und ihre Wirtspflanze in echt zu sehen, kann an einer Projektveranstaltungen im kommenden Sommer teilnehmen, die hier veröffentlicht werden: https://snu.rlp.de/de/projekte/wiesenknopf-ameisenblaeulinge/veranstaltungen/
Hintergrund:
Die Förderung des Artenschutzprojektes erfolgt über EU- und Landesmittel aus dem ELER-Förderprogramm „Entwicklungsprogramm EULLE“.
Das Projekt verfolgt einen kooperativen Ansatz, wobei der Fokus auf der Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft und Gemeinden liegt.
Mit einem Budget von ca. 1,3 Mio. € sollen im Norden von Rheinland-Pfalz zahlreiche Habitate für die Schmetterlinge verbessert oder wiederhergestellt werden. Die noch vorhandenen Populationen sollen ausfindig gemacht und langfristig gesichert werden. Begleitet wird das Projekt durch Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung. Bis Sommer 2025 sollen bis zu 200 ha Flächen in geeignete Habitate mit einer angepassten Nutzung überführt werden.
Fast zeitgleich startete im Nachbarland Nordrhein-Westfalen ein ähnliches Projekt in den Landkreisen Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis. Besonders grenzübergreifende Populationen werden von der engen Zusammenarbeit der beiden Projekte profitieren können. Das NRW-Projekt wird federführend von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. für die beiden Biologischen Stationen der beteiligten Kreise durchgeführt.
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