Berichte aus dem Projekt
Juni 2023: Die Genetik der Zuchthamster
Wie steht es um die genetische Variabilität von gezüchteten Hamstern?
Der Feldhamster ist weltweit vom Aussterben bedroht. Eine Feldhamster-Zucht bietet inzwischen oft die einzige Möglichkeit die Genetik verbliebener Restvorkommen von Feldhamstern langfristig zu sichern. Dies nennt man Erhaltungszucht. Doch reicht das Management in den Zuchtstationen aus, um die genetische Diversität über die Jahre bzw. Jahrzehnte in den Zuchtpopulationen aufrecht zu erhalten?
Um die genetische Variabilität der Zuchthamster zu untersuchen, wurden vom Labor für Wildtiergenetik des Senckenberg-Instituts nicht-invasive Proben (d. h. Haare oder Kot) aus den Feldhamsterzuchten am Oberrhein untersucht. Die Auswahl der für die genetische Analyse interessanten Zuchttiere wurde mit Hilfe der Zuchtbücher aus den elsässischen Stationen SFS (Sauvegarde Faune Sauvage), NaturOparC und CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) ermittelt. Aus der Heidelberger Zucht lagen bereits Ergebnisse aktueller Beprobungen beim Senckenberg vor, die in die Gesamtanalyse der vier Zuchtstationen am Oberrhein einbezogen werden konnten.
Die Analyse der Zuchtbücher zeigte, dass der mittlere Verwandtschaftskoeffizient seit 2017 über alle Zuchten hinweg stabil und der Inzuchtkoeffizient ausreichend gering ist.
Es wurden 240 Proben aus den Zuchtstationen untersucht. Insgesamt ist festzuhalten, dass kein Verlust von Allelen bei den elsässischen Zuchtproben im Vergleich zu einer Vorgängerstudie des Senckenberg Instituts aus dem Jahr 2012 festzustellen ist.
Eine Auffrischung der elsässischen Zuchtgenetik durch das Einbringen von Feldhamstern aus der Heidelberger Zucht ist folglich nicht erforderlich, die Weiterführung des Einbringens von Wildtieren und ihrer Genetik in die jeweiligen Zuchtpopulationen jedoch wünschenswert. Basierend auf den Erkenntnissen der genetischen Analysen und anderer vorliegender Daten wurde ergänzend eine Empfehlung zur genetischen Sicherung von Feldhamstern aus Rheinland-Pfalz ausgesprochen.
Juni 2023: Wie fit sind die Feldhamsterpopulationen im Elsass?
Genetische Vielfalt des Feldhamsters im Freiland untersucht
Im August 2021 wurde das Labor für Wildtiergenetik des Senckenberg-Instituts beauftragt, eine genetische Analyse von nicht invasiven Proben (d. h. Haare oder Kot) aus fünf verschiedenen Feldhamsterpopulationen im Elsass durchzuführen. Das Ziel war, aktuelle Informationen über die genetische Vielfalt der analysierten Populationen, inklusive Empfehlungen zur Stärkung der Diversität von wiederangesiedelten Populationen, zu erhalten
In 2021 und 2022 wurden dafür über 200 Proben des Feldhamsters im Elsass gesammelt und vom Senckenberg-Institut analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass es keinen bzw. nur einen geringfügigen Verlust von Allelen (= Varianten eines Genes) bei den Wildproben im Vergleich zu einer Vorgängerstudie aus 2012 gab. Jedoch fand ein signifikanter Verlust von genetischer Diversität in der zentralen Wildpopulation im Elsass statt. Hier wird eine Empfehlung für eine Erhöhung der Schutzmaßnahmen im Feld ausgesprochen, um der negativen Entwicklung entgegen zu steuern.
Juni 2023: Spielerisch den Feldhamster kennenlernen
Jetzt den pädagogischen Koffer ausleihen
Haben Sie schon mal von dem Feldhamster gehört? Und wussten Sie, dass dieser vom Aussterben bedroht ist? Wenn Sie diesen Text hier auf unserer Website gefunden haben, dann mit Sicherheit ja. Aber das ist leider nicht bei allen Menschen der Fall. „Man schützt nur, was man liebt – man liebt nur, was man kennt.“ (Konrad Lorenz). In dem Sinne ist insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit ein wichtiger Teil des Interreg-Projektes. Denn nur wer über die Problematik und den schlechten Stand um den Feldhamster Bescheid weiß, kann ihm helfen und sich für ihn einsetzen.
Ein Augenmerk der Maßnahme „Kommunikation und Sensibilisierung“ des Interreg-Projekts lag dabei auf der Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler. So nahmen 2022 und 2023 insgesamt fast 1000 Schülerinnen und Schüler an der Lehrveranstaltung "Biodiversität der Tiefebene“ teil und wurden dabei für das Thema Feldhamster und Artenvielfalt der Tiefebene vom französischen Projektpartner GEPMA (Groupe d'études et de protection des mammifères d'alsace) sensibilisiert.
Aber das ist noch nicht alles: Um das junge Publikum mit der Thematik Feldhamster abzuholen, hat sich das Team des Interreg-Projekts etwas ganz Besonderes ausgedacht und einen pädagogischen Koffer konzipiert. Das Ziel der „Sensibilisierung von Schulkindern für die grenzüberschreitende Dimension des Feldhamsters und der Biodiversität in der oberrheinischen Tiefebene“ wird dabei durch zehn Spiele mit verschiedenen Elementen verwirklicht. So kann spielerisch zum Beispiel den Fragen nachgegangen werden, wer der Feldhamster ist, was er frisst und wo er wohnt, aber auch welche anderen Tiere den Lebensraum Acker nutzen. Durch die Hervorhebung der grenzüberschreitenden Bedeutung ist der Bildungskoffer ein innovatives pädagogisches Instrument, über das vorher weder Rheinland-Pfalz, noch Baden-Württemberg oder das Elsass verfügten.
In Zusammenarbeit mit den französischen Projektpartner:innen ist nun der Bildungskoffer auf Deutsch und Französisch erhältlich und kann bei der Stiftung Natur und Umwelt RLP ausgeliehen werden. Er eignet sich für Schulen und Umweltbildungszentren, sowie Messen und Veranstaltungen für Kinder ab Grundschulalter und Erwachsene. Bei Interesse melden Sie sich gerne bei der Projektkoordinatorin Janina Langner unter der Telefonnummer: 06131 - 16 5064.
Juni 2023: Für die Zukunft
Ein Auswilderungszentrum für den Oberrhein?
Im Interreg-Projektgebiet befindet sich auf rheinland-pfälzischer Seite kein Auswilderungszentrum, indem der Aufbau einer eigenen rheinlandpfälzischen-Zuchtlinie möglich wäre. Die Notwendigkeit einer Zucht ergibt sich aus dem schlechten Erhaltungszustand der rheinland-pfälzischen Feldhamsterpopulationen, die neben dem Rückgang der Individuenzahlen auch eine genetische Verarmung aufweisen. Ein weiteres Zuchtzentrum könnte dazu beitragen, den zuletzt 2015 in der Südpfalz nachgewiesenen Feldhamster in Zukunft wieder heimisch werden zu lassen, die rheinland-pfälzische Genetik zu sichern und Teil eines Netzwerks von Auswilderungszentren zu werden.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2021 das Institut für Faunistik als externer Dienstleister für eine Machbarkeitsstudie beauftragt, die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen für die Schaffung eines möglichen weiteren Zuchtzentrums im Oberrhein überprüft. Die Studie zeigt, dass sich eine solche Station sinnvoll in die Arbeiten zum Erhalt der Feldhamster am Oberrhein einbringen könnte.
Die Umsetzung der Planungen ist von der weiteren Ausrichtung der Schutzmaßnahmen und der verfügbaren Finanzierung abhängig und wird weiter geprüft.
Mai 2023: Video zum Thema „Schutz der Artenvielfalt im Tiefland“ veröffentlicht
Für alle Naturbegeisterte wurde ein Video über den Schutz der Artenvielfalt in der Oberrheinischen Tiefebene auf der Website der SNU und auf YouTube veröffentlicht.
Ein Teil der Kommunikations- und Sensibilisierungsarbeit zum Thema Feldhamster im Interreg-Projekt war die Erstellung eines zweisprachigen Projektvideos. In dem Clip werden kurz die Projektpartner vorgestellt sowie die spannenden Maßnahmen, die sie innerhalb dieses grenzüberschreitenden Projekts umgesetzt haben.
Schauen Sie sich das Video mit tollen Bildern vom Feldhamster auf der Website der SNU an: https://snu.rlp.de/de/projekte/feldhamster/interreg-cricetus/das-projekt/
Das Video kann ebenfalls auf YouTube unter folgenden Link angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=9DdX2WmYJJ8&t=16s
Mai 2023: Der Feldhamster auf Wanderung
Wanderausstellung jetzt ausleihbar
Der Feldhamster ist ein kleines possierliches Tierchen. So nett wie er anzuschauen ist, so unwahrscheinlich ist es jedoch, ihn tatsächlich in freier Wildbahn zu sichten. Denn der Feldhamster ist dämmerungs- und nachtaktiv. Um ihm dennoch „begegnen“ zu können, wurde im Rahmen des Interreg-Projekts eine deutsch-französische Wanderausstellung zum Thema „Artenvielfalt in der Oberrheinischen Tiefebene, Gefahren und Schutzmaßnahmen“ konzipiert.
Eine Besonderheit der zweisprachigen Ausstellung besteht in dem Aufbau der Tafeln auf zwei Ebenen. Es gibt einen Bereich mit Fachinformationen für das erwachsene Publikum und einen kindgerechten Bereich (5 bis 14 Jahre), in dem sich der Feldhamster mit seinen Freunden der Echten Kamille und der Feldlerche über die Ländergrenzen hinweg austauscht. Zusätzlich gibt es ein Begleitheft, welches von Kindern und Eltern gemeinsam ausgefüllt werden kann.
Die Ausstellung stellt die Geschichte der drei Freunde vor, die einen Schüleraustausch durch einen Briefwechsel und einen anschließenden Besuch in jeder der drei Interreg-Regionen, d. h. Elsass, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, durchführen. Jede Art stellt dabei eine Region, ihre Besonderheiten und die Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in der Oberrheinischen Tiefebene vor.
Die Ausstellung kann ab sofort bei der SNU ausgeliehen werden. Sie besteht aus 13 Tafeln mit Ösen zum Aufhängen sowie einem Begleitheft und eignet sich unter anderem für Messen und Veranstaltungen mit Naturbezug, oder einfach als informativer Hingucker für Eingangsbereiche in Rathäusern und (Bildungs-)Institutionen. Bei Interesse melden Sie sich gerne bei der Projektkoordinatorin Janina Langner unter der Telefonnummer: 06131 - 16 5064.
März 2023: Beobachtungsreihe Zwischenfruchtbedeckung
Maßnahmen lohnen sich nicht nur für Feldhamster
Ein großes Problem für den Feldhamster stellt sich nach der Ernte eines Getreidefelds ein, wenn von einem Tag auf den anderen die gesamte Deckung und Futterquelle abgemäht ist. Zurück bleiben die farbenfrohen Hamster auf einem braunen Acker, exponiert und gefährdet durch allerlei Raubtiere. Doch unsere Landwirt:innen sind sich der Problematik bewusst und suchen und gehen neue Wege, um dem Feldhamster zu helfen. Neben den bewährten Maßnahmen, wie hohe Stoppeln, Ernteverzicht, Blüh- und Luzernestreifen, werden auch neue Maßnahmenarten hinsichtlich des Nutzens zum Schutz unseres Feldhamsters und der Diversität im Allgemeinen getestet.
Im Rahmen des Interreg-Projekts wurden in Maßnahme 7: „Bewertung, Entwicklung und Vorschläge für landwirtschaftliche Praktiken“ die Effekte einer Zwischenbegrünung analysiert. Als Zwischenfrucht bezeichnet man in der Landwirtschaft eine Feldfrucht, die zwischen der Hauptnutzung angebaut wird. Zwischenfrüchte, wie z. B. Hülsenfrüchtler, Gräser oder Sonnenblumen, können die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung erhöhen, sowie Bodenverdichtungen und Bodenerosion verringern. Sie können ebenso förderlich für die Biodiversität (Bodenlebewesen wie Regenwürmer, aber auch Insekten, Feldhasen, usw.) auf den bewirtschafteten Parzellen sein.
Im aktuellen Versuch wurden auf Testparzellen, auf denen verschiedene Zwischenfruchtbedeckungen eingesät wurden, verschiedene Biodiversitätsindikatoren aufgenommen. Dazu gehörte die Biomasse der Zwischenfrucht, der tatsächliche Aufwuchs der Bedeckungen, der Futterwert je nach Mähtermin der Bedeckungen, sowie Anzahl und Art der Laufkäfer, Insekten und Regenwürmer.
Die Zwischenfruchtbedeckung wurde in einem Netzwerk von 20 Parzellen bzw. Landwirten in den Jahren 2021 und 2022 mit einem identischen Protokoll verfolgt. Insgesamt handelt es sich also um etwa 40 Parzellen, die überwacht wurden. Die bei der Überwachung der Parzellen gesammelten Daten in den Jahren 2021 und 2022 wurden anschließend analysiert und interpretiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass Zwischenfruchtbedeckungen 46 bis 2400 kg Kohlenstoff pro Hektar in den Boden einbringen und sich somit positiv auf die Qualität des Bodens auswirken. Die Höhe der Biomasse scheint in Abhängigkeit von der Anzahl der gesäten Arten zu stehen. Es zeigt sich ebenfalls, dass eine frühe Aussaat für die Höhe der Pflanzendeke besser ist. Innerhalb dieser Untersuchungen wurde kein nachgewiesener Zusammenhang bezüglich der Anzahl der Regenwürmer und der Zwischenfruchtbedeckung festgestellt. Dafür zeigte sich, dass in Zwischenfruchtbedeckungen mit vielen verschiedenen Pflanzenarten auch mehr verschiedene Laufkäferarten vorkamen. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass die Pflanzendecke gut zur Fütterung von Wiederkäuern geeignet sein kann und eventuell eine Beweidung möglich wäre.
Zwischenfruchtbedeckungen können für den Feldhamster hilfreich sein, um sich vor Fressfeinden zu schützen und Nahrungsressourcen für die Fortpflanzung und den Winterschlaf bereitzustellen. Aber nicht nur die Feldhamster profitieren, sondern auch die Landwirte und die Artenvielfalt sowie Biomasse auf dem Acker. Mischkulturen können neben ackerbaulichen und ökologischen Vorteilen auch die Auswirkungen des Klimawandels abmildern, indem sie den Boden und die Lebewesen, die dort leben, in Zeiten extremer Hitze schützen.
Oktober 2022: Besuch der Feldhamsterzucht des CNRS (Straßburg) und NaturOparC (Hunawihr)
Grenzüberschreitender Wissensaustausch
Der Austausch und der Vergleich von Wissen zwischen bestehenden Feldhamster-Zuchtzentren ist von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung und Wiederansiedlung des Feldhamsters. Nur so kann ein optimiertes Zucht- und Wiederansiedlungsprotokoll erarbeitet werden. Mit und voneinander grenzüberschreitend lernen ist hier das Motto!
Neben Arbeitsgruppentreffen der vier kooperierenden Feldhamster-Zuchtzentren des Projekts, bei denen unter anderem die Frage diskutiert wurde, welche Aspekte der Feldhamsterzucht entscheidend sind, stand auch ein weiterer Präsenzbesuch an! Am 20. Oktober 2022 trafen Mitarbeitende des Instituts für Faunistik, die die Feldhamsterzucht im Heidelberger Zoo leiten, die französischen Projektpartner:innen in den Zuchtzentren des CNRS (Centre national de la recherche scientifique) (Straßburg) und des NaturOparC (Hunawihr). Vorort wurden die Räumlichkeiten der Zuchtstation besichtigt und es gab einen umfassenden Austausch zu den Zucht- und Hälterungsmethoden.
September 2022: Erste Kartierung nach der Auswilderung in Oberschaeffolsheim
Wie geht es der wiederangesiedelten Population im Elsass?
Am 12. September 2022 erfolgte die erste Zählung nach der Wiederansiedlung der 40 Feldhamster aus deutschen und französischen Zuchten im Elsass bei Oberschaeffolsheim. Insgesamt wurden 31 Baue auf der Wiederansiedlungsfläche gefunden und die Anzahl der Feldhamster auf 14 bis 17 Individuen geschätzt. Dies entspricht etwa 35 bis 42,5 % des Ausgangsbestands von 40 Tieren. Vergleicht man die Anzahl der Tiere mit den Literaturangaben zu den Überlebenschancen von wiederangesiedelten Feldhamstern in ungeernteten und eingezäunten Weizenfeldern, so zeigt sich hier eine deutlich erhöhte Überlebensrate. Für den Betrachtungszeitraum von drei Monaten nach der Wiederansiedlung kann dieses Teilvorhaben somit als erfolgreich gewertet werden.
Trotz unterschiedlich gestalteter Initialbaue (nach französischem und deutschem Vorbild), das heißt vorgebohrter Röhren um den Tieren eine kleine Starthilfe zu geben, bevorzugten es die Feldhamster ihre Baue selber anzulegen. Ein Unterschied im Wiederansiedlungsverhalten der deutschen und französischen Feldhamster konnte nicht festgestellt werden. Dies war aufgrund der geringen Individuenanzahl erwartungsgemäß. Genetische Untersuchungen anhand von Haarfallen lassen auf gemeinsamen Nachwuchs zwischen den deutschen und französischen Tieren schließen.
Juni 2022: Freilassung von 40 Feldhamstern aus deutschen & französischen Zuchten im Elsass
In Absprache mit den regionalen Landwirten wurden am 09. Juni bei Oberschaeffolsheim im Elsass weitere 40 Feldhamster (Cricetus cricetus) in einer gemeinsamen Aktion der Interreg-Partner und unterstützenden Zuchtzentren freigelassen. Ziel ist es, den dramatischen Rückgang des Feldhamsters in der Oberrheinregion aufzuhalten und eine langfristige Koexistenz zwischen Feldhamster und Landwirtschaft aufzubauen. Es ist die zweite Wiederansiedlung innerhalb des Interreg-Projektes CRICETUS. Das Besondere diesmal ist, dass die Hälfte der Tiere aus einer deutschen Nachzucht und zwar aus dem Zoo Heidelberg stammen. Das dient dazu, eine genetische Verarmung zu verhindern. Sozusagen ein grenzüberschreitender Austausch auch unter den Feldhamstern!
Die Freilassungsflächen werden von den Landwirt:innen hamsterfreundlich bewirtschaftet, um den Feldhamstern Nahrung und Deckung vor Feinden wie Greifvögeln zu bieten. Für die Auswilderung wurde vorübergehend ein 4 Hektar großes Gebiet mit einem Elektronetz eingezäunt, um die Feldhamster vor Landraubtieren wie Füchsen zu schützen. Außerdem wurden als Starthilfe Röhren von 40 - 50 Zentimetern Tiefe vorgegraben, in die die Tiere gezielt eingesetzt werden und die von den Tieren in eigene Baue erweitert werden können.
Mai 2022: Feldhamsterspürnasen
Artensuchhunde im Einsatz für den Feldhamsterschutz
Den Feldhamster und seinen Bau erschnüffeln? Das haben wir im Interreg-Projekt getestet! Im Rahmen der Maßnahme 5 „Entwicklung neuer Methoden zur Inventarisierung von Feldhamsterpopulationen“ wurde mithilfe zweier beauftragter Artensuchhunde-Teams untersucht, in wie fern sich speziell trainierte Hunde für die Suche nach Feldhamsterbauten eignen.
Die gängigste Methode der Feldhamstersuche ist die der Menschenkette. Dabei wird das Untersuchungsgebiet, also zum Beispiel ein auflaufender Getreideacker im Frühjahr, von in parallelen Reihen gehenden Menschen (= Menschenkette) systematisch abgelaufen. Bei Wind und Wetter konzentriert mehrere Stunden den Boden zwischen der Vegetation abzusuchen, kann eine langwierige und damit kostenintensive Tätigkeit sein. Daher wurde im Zuge des Interreg-Projekts diese alternative Methode im direkten Vergleich getestet.
Die Spürnasen wurden im baden-württembergischen Feldhamsterverbreitungsgebiet bei Mannheim-Straßenheim eingesetzt. Zwei verschiedene Hundeteams und eine Menschenkette als Vergleichsmethode haben jeweils im Frühjahr und im Sommer nach der Ernte zeitlich versetzt das Untersuchungsgebiet auf Feldhamsterbaue abgesucht.
Die fleißigen Hundeteams zeigten: Insgesamt gab es individuelle Unterschiede zwischen den Hundeteams in der Anzahl der gefundenen Feldhamsterbaue und der Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu der Menschenkette ist die Suche mit Hundeteams bis zu 10x schneller, die Hundeteams fanden jedoch weniger Baue. Dies könnte daran liegen, dass die Artensuchhunde nur (in letzter Zeit) bewohnte Baue, die nach Feldhamster riechen, finden können. So fanden die Hundeteams je nach Hund bzw. Jahreszeit zwischen 34 und 62 % der insgesamt nachgewiesenen Baue, während es bei der Menschenkette zwischen 55 und 81 % waren. Die Auffindewahrscheinlichkeit war im Frühjahr bei allen Teams höher als im Sommer, was vermutlich an der dort noch niedrigeren Vegetation lag.
Hunde sind bei großer Hitze weniger belastbar, daher mussten im Sommer die Einsatzzeiten teilweise auf die frühen Morgen- und späten Abendstunden aufgeteilt werden. Bei starkem Wind oder Regen hätte die Kartierung verschoben werden müssen, da das olfaktorische Aufspüren (d.h. das Aufspüren anhand einer Geruchsspur) der Feldhamsterfährten erschwert worden wäre. In dieser Hinsicht war der Einsatz der Menschenkette unkomplizierter, doch erfolgte er vergleichsweise personalintensiv. In diesem Fall waren durch die schnellere Arbeitsweise die Kosten für den Feldeinsatz pro Hektar beim Mensch-Hund-Gespann niedriger als bei einem Menschen-Team, die Kosten hängen jedoch von weiteren Faktoren wie Anfahrt etc. ab. Viele solcher gut ausgebildeten Hunde, die auf das Suchen von Feldhamsterbaue spezialisiert sind, gibt es jedoch nicht.
Ein großer Vorteil des Einsatzes von Suchhunden ist das Aufspüren von bewohnten Feldhamsterbauen, denn ein Menschenteam kann darüber nicht immer eine sichere Aussage treffen.
Die getesteten Suchhunde zeigten außerdem einen eventuellen Vorteil im Finden von Bauen in dichter Vegetation, wie Luzerneflächen.
Der Einsatz von Artensuchhunden hat somit sowohl Vor- als auch Nachteile. Für Rheinland-Pfalz stellt die Methode eine Möglichkeit dar, in noch nicht kartierten Gebieten oder bei dem Nachgang einer Verdachtsmeldung von Feldhamstern, schnell für Klarheit zu sorgen.
Februar 2022: „Interreg-Projekt CRICETUS“ stellt sich vor
Ein kurzer Informationsclip über das „Interreg-Projekt CRICETUS“ ist nun auf der Website der SNU und auf YouTube verfügbar
Feldhamsterschutz multimedial kennen lernen: Im Rahmen des Maßnahmenpakets „Kommunikation und Sensibilisierung“ wurde ein erster Trailer für die breite Öffentlichkeit zum Interreg-Projekt auf der Website der SNU und auf der Videoplattform YouTube veröffentlicht. In dem Video wird kurz auf die ökologischen Herausforderungen im Oberrheingebiet eingegangen und das Interreg-Projekt, sowie die beteiligten Projektpartner vorgestellt.
Schauen Sie sich das Video auf der Website der SNU an: https://snu.rlp.de/de/projekte/feldhamster/interreg-cricetus/das-projekt/
Das Video kann ebenfalls auf YouTube unter folgenden Link angesehen werden: https://www.youtube.com/watch?v=qM_VbXzx0-0
Januar 2022: Künstliche Intelligenz erkennt Feldhamsterbaue aus der Luft
Neue Methode zur Kartierung von Feldhamsterbauen
Das Zählen ihrer Baue ermöglicht es, den Zustand einer Population von Feldhamstern einzuschätzen. Normalerweise gehen Menschen dafür in Reihen übers Feld und suchen nach den charakteristischen Baueingängen und Erdauswürfen. Im Interreg-Projekt CRICETUS möchten wir neue Methoden zur Kartierung von Feldhamstern entwickeln.
Eine interessante Möglichkeit ist die Aufnahme von Bildern aus der Luft mithilfe von Drohnen. Im Mai 2021 haben wir eine Fläche im Elsass mit Drohnen überflogen und die so aufgenommenen Bilder zum Trainieren einer Künstlichen Intelligenz (KI) genutzt. Unsere Ergebnisse zeigen nun, dass die KI in der Lage ist, Feldhamsterbaue auf den Drohnenaufnahmen zu erkennen. Die Genauigkeit hängt vom Zeitpunkt der Aufnahme und der Vegetation ab und soll während der Projektlaufzeit weiter verbessert werden. Langfristig könnten Bauzählungen durch Drohnen und KI wertvolle Ergebnisse für den Schutz des Feldhamsters liefern.
Dezember 2021: Erste Kartierungen nach der Auswilderung im Elsass
Erfolgskontrolle anhand von Feldhamsterbauzählungen
Bereits zweimal wurde die Auswilderungsfläche aus dem September nach Feldhamsterbauen und -spuren abgesucht – drei Wochen nach der Auswilderung und ein weiteres Mal nach der Getreideernte. Auf diese Weise wollten wir uns ein Bild darüber verschaffen, wie die 40 ausgewilderten Feldhamster in der ersten Zeit zurechtgekommen sind.
Bei der ersten Kartierung wurden an 32 von 40 vorgebohrten Bauen Feldhamsterspuren gesichtet und zwei neue Baue auf der Fläche entdeckt. Nach der Ernte war die Kartierung einfacher und es wurden 19 neue Baue entdeckt. Ein Großteil der vorgebohrten Baue konnte dann jedoch nicht mehr wiedergefunden werden, möglicherweise, weil die Feldhamster schon in den Winterschlaf gegangen sind (dafür verschließen sie ihre Baue) oder ihr Winterdomizil woanders gegraben haben.
Diese ersten Beobachtungen stimmen uns optimistisch, eine bessere Aussage über den Erfolg der Wiederansiedlung wird jedoch die nächste Kartierung im Frühjahr 2022 liefern.
November 2021: Genetische Untersuchung der Feldhamsterpopulationen in Frankreich
Genetische Untersuchungen tragen zum Schutz des Feldhamsters bei
In den Sommermonaten 2021 haben wir genetische Proben von Feldhamsterpopulationen im Elsass gesammelt. Dies geschieht mithilfe einer Haarfalle, die im Eingang des Feldhamsterbaus platziert wird. Verlässt der Feldhamster seinen Bau, bleiben einige Haare an der Falle kleben. Die Haarwurzeln enthalten genetisches Material, das nun im Labor des Senckenberg-Zentrums für Wildtiergenetik analysiert wird.
Ziel ist es, die genetische Vielfalt der Feldhamster zu untersuchen. Eine genetisch vielfältige Population ist häufig besser gegen Krankheiten und veränderte Umweltbedingungen geschützt. Bei genetisch verarmten Populationen sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die genetische Diversität zu erhöhen und so das Überleben zu sichern.
Oktober 2021: Besuch der Feldhamsterzucht im Zoo Heidelberg
Erhaltungszuchten im Artenschutz
Erhaltungszuchten spielen eine wichtige Rolle beim Schutz bedrohter Arten. In spezialisierten Zuchtstationen können Tierarten unter Berücksichtigung der genetischen Vielfalt und regionaler Besonderheiten vermehrt und anschließend auf geeigneten Flächen ausgewildert werden. Im Zoo Heidelberg werden bereits seit vielen Jahren Feldhamster für den Artenschutz gezüchtet. Im Elsass, der einzigen französischen Region mit Feldhamstervorkommen, gibt es insgesamt drei Feldhamsterzuchten.
Der grenzüberschreitende Wissens- und Erfahrungsaustausch ist ein Fokus des Interreg-Projekts CRICETUS. Unser Ziel ist es, gemeinsam ein optimiertes Zucht- und Wiederansiedlungsprotokoll zu erarbeiten und so einen wichtigen Aspekt des Feldhamsterschutzes weiterzuentwickeln.
September 2021: Auswilderung von 40 Feldhamstern im Elsass
Junge Feldhamster in die Freiheit entlassen
Die gezielte Auswilderung von in sogenannten Erhaltungszuchten aufgezogenen Feldhamstern kann für das Überleben der Art entscheidend sein. Im Rahmen des deutsch-französischen Interreg-Projektes haben wir 40 junge Feldhamster im Elsass ausgewildert.
Hierfür wurde eine Fläche ausgewählt, die den Jungtieren gute Bedingungen bietet: Streifen von Ackerwildkräutern und Getreide sorgen für Schutz und Nahrung, ein Zaun hält Füchse fern. Außerdem wurden die Feldhamster in vorgegrabene Baue gesetzt und mit ausreichend Nahrung für die ersten Tage versorgt. Wir hoffen, dass die ausgewilderten Tiere gut in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen und sich im kommenden Frühjahr vermehren.
Mai 2021: Erste Drohnenflüge in Deutschland für das Interreg-Projekt CRICETUS
Aus der Luft dem Hamster auf der Spur
Kann man Feldhamster mithilfe von Drohnen und künstlicher Intelligenz (KI) aus der Luft identifizieren?
Dieser Frage wollen wir mit dem Interreg-Projekt CRICETUS auf den Grund gehen. In Mannheim hat unsere Projektpartnerin RLP AgroScience nun einen neuen Ansatz getestet. Eine so genannte Starrflügler-Drohne, die sich besonders gut für das Befliegen von großen Flächen eignet, wurde mit einer Thermalkamera ausgerüstet, die auf der Ackerfläche Wärmeunterschiede aufzeigen soll.
Unterstützung leistete freundlicherweise Prof. H. Backe – ein Feldhamster aus der Zucht des Heidelberger Zoos. Sicher in seinem kleinen Transportkäfig, wurde der Nager auf einem Acker bei Mannheim-Straßenheim platziert, welcher dann von der Drohne überflogen wurde.
Nun sind wir alle gespannt, ob die Drohne gute Wärmebild-Aufnahmen von Prof. H. Backe gemacht hat und der Ansatz weiterverfolgt werden kann. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wird RLP AgroScience im nächsten Jahr Ackerflächen im Elsass befliegen. Auf diese Weise können verschiedene Methoden ausprobiert und miteinander verglichen werden.