Hintergrund

Früher als Schädling gejagt - heute vom Aussterben bedroht!

Der Feldhamster gehört nach einem fast beispiellosen Rückgang in den letzten Jahrzehnten zu einem der am meisten gefährdeten Säugetiere Westeuropas. Der Feldhamster steht an der Spitze vieler Arten der Offenlandschaften, die aufgrund intensivierter Landnutzung und deren Konsequenzen starke Bestandseinbußen erleiden. Der anhaltende Flächenverbrauch für Siedlungen, Industriegebiete und Infrastruktur verschärft die Situation. Die ohnehin schon geschwächte Fauna der Agrarlandschaft leidet unter steigenden Flächenanteilen von Energiemais und  Raps. Der Feldhamster hat sich von einem Schädling der Landwirtschaft zu einem „Sorgenkind“ des Naturschutzes gewandelt und ist bereits in mehreren Bundesländern ausgestorben (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen).

Eine flächendeckende Kenntnis über die Anzahl und Lage der Feldhamstervorkommen besteht auch in Rheinland-Pfalz nicht. Letzte Vorkommensgebiete befinden sich nur noch in der Oberrheinebene, den Lössgebieten in der nördlichen Vorderpfalz und in Rheinhessen. Das Bundesstichprobenmonitoring zum Feldhamster im Jahr 2015 ergab für die in Rheinland-Pfalz kartierte Gesamtfläche eine Baudichte von 0,26 Baue pro Hektar. Im Vergleich zum Monitoring aus dem Jahr 2011 ist ein im Mittel negativer Trend zu beobachten. Die durchschnittliche Hamsterbaudichte liegt 2015 bei 40 Prozent der 2011 ermittelten Dichte.

Zum Leben des Feldhamsters im landwirtschaftlichen Jahr erfahren Sie hier mehr.

Zielsetzung

Ziel des Projekts „Feldhamsterland“ in Rheinland-Pfalz ist, das Wissen um das Vorkommen des Feldhamsters insbesondere in Rheinhessen zu erweitern. Das heißt vor allen Dingen, bestehende Vorkommen noch besser zu schützen und neue Vorkommen zu finden. Hierfür werden wir die Zusammenarbeit mit Landwirten intensivieren und damit die feldhamstergerechte Bewirtschaftung der Böden (beispielsweise das Anlegen von Luzerne- und/oder Getreidestreifen zur Deckung und Futterversorgung) weiter ausweiten. Wichtig ist es, Schwerpunktgebiete zu identifizieren und hier gezielt Fördermaßnahmen für den Feldhamster umzusetzen.

Wir möchten ebenso die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Insbesondere um die Schwerpunktgebiete des Hamsters zu bestimmen, suchen wir Ehrenamtliche, die an der Bestanderfassung und dem Sammeln weiterer Feldhamsterdaten (z.B. Haare für genetische Analysen) interessiert sind. Dies geschieht im Frühjahr, wenn die Tiere aus ihrem Winterschlaf erwachen oder nach der Getreideernte bei der Mithilfe von Kartierungen der Hamsterbaue. Mithilfe dieser Daten können dann optimale Standorte für Schutzmaßnahmen festgelegt werden.

In einem Netzwerk von Behörden, Gutachter:innen, Expert:innen und Ehrenamtlichen werden wir Schutzprojekte miteinander verknüpfen und Fachwissen, Erfahrungen und Daten deutschlandweit bündeln, damit der Feldhamster auch in Zukunft bei uns heimisch bleibt.

Wie immer in der Biologie profitieren natürlich auch andere Arten der Offenlandschaft von den Feldhamsterschutzmaßnahmen wie Feldlerche und Grauammer als Bodenbrüter, Feldhase, andere Kleinsäuger, Tagfalter und weitere Insekten. Somit trägt eine feldhamstergerechte Landwirtschaft direkt zum Naturschutz und mehr Biodiversität bei.

Kooperationspartner

Im Rahmen des Projekts führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz die Umsetzung der praktischen Maßnahmen, die Einbindung der Ehrenamtlichen, die Beratung von Akteuren und die lokale Öffentlichkeitsarbeit in Rheinland-Pfalz durch.

Das Gesamtvorhaben wurde von der Deutschen Wildtier Stiftung initiiert, welche auch die Koordination auf Bundesebene übernimmt. Außerdem leitet die Deutsche Wildtier Stiftung auch die Durchführung des Projekts in den Regionen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Weitere Projektpartner sind die AG Feldhamster in der HGON e.V., die für die Umsetzung des Projekts in Hessen zuständig ist, der Landschaftspflegeverband Mittelthüringen e.V., der das Projekt in Thüringen betreut sowie das Senckenberg Forschungsinstitut, welches das Projekt wissenschaftlich begleiten sowie die Datenpflege und Qualitätskontrolle durchführt.

Weitere Informationen zum Gesamtprojekt finden Sie unter www.feldhamster.de

Projektflyer

Feldhamster in Rheinland-Pfalz pdf zum Herunterladen [~ 2,5 MB]

Kooperationspartner