Andreas Stauder, Kapellenhof Stauder

Was ist Ihre Motivation, beim Feldhamsterschutzprogramm teilzunehmen? 

"Auf unseren Feldern auf dem Kapellenhof – Stauder in Mainz Bretzenheim passiert weit mehr, als man auf den ersten Blick sieht: Die Maßnahmen für den Feldhamsterschutz schaffen gleichzeitig wertvolle Lebensräume für viele andere Arten – vor allem für Insekten, Wildbienen und andere Bestäuber, die für uns in der Landwirtschaft von großer Bedeutung sind. Ohne sie gäbe es keinen Obst- und Gemüseanbau, und auch viele Ackerpflanzen profitieren direkt oder indirekt von ihrer Bestäubung oder von Nützlingen wie Marienkäfern, Schwebfliegen oder Schlupfwespen, die Schädlinge auf natürliche Weise in Schach halten.

Blühstreifen, strukturreiche Ackerränder oder später gemähte Rückzugsflächen, die für den Feldhamster angelegt werden, wirken also über ihn hinaus – sie stärken die Artenvielfalt insgesamt und fördern ein stabiles, funktionierendes Ökosystem auf unseren Äckern. Das ist kein Widerspruch zur Landwirtschaft, sondern eine sinnvolle Ergänzung, die auch dem Anbau direkt nützt.

Als landwirtschaftlicher Betrieb stehen wir tagtäglich vor der Aufgabe, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren – unter wirtschaftlichem Druck, steigenden Anforderungen und dem Wunsch der Gesellschaft nach Nachhaltigkeit. Deshalb ist es uns wichtig zu zeigen, dass Landwirtschaft und Artenschutz sich nicht ausschließen, sondern Hand in Hand gehen können – wenn die Maßnahmen gut durchdacht, planbar und praktikabel sind.

Der Feldhamster steht für uns stellvertretend für viele Arten, die mit der Landwirtschaft leben – nicht gegen sie. Als Landwirte sind wir Teil der Natur und wollen Verantwortung für die Kulturlandschaft übernehmen, die wir seit Generationen mitgestalten. Wir sehen das Programm als Chance, auch der Bevölkerung zu zeigen, was auf unseren Flächen geleistet wird – und wie wichtig es ist, Landwirtschaft wieder als Partner im Natur- und Artenschutz wahrzunehmen."

Sie produzieren regionale Erzeugnisse. Welche Bedeutung hat Regionalität für Sie und was hat das für Sie mit dem Feldhamster zu tun? 

"Regionalität bedeutet für uns vom Kapellenhof Stauder in Mainz-Bretzenheim mehr als nur kurze Transportwege. Es geht darum, Verantwortung für das zu übernehmen, was wir direkt vor Ort tun – für unsere Böden, unsere Umwelt und die Menschen in der Region. Wer regional einkauft, unterstützt nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern auch den Erhalt der Kulturlandschaft – und damit auch Lebensräume für bedrohte Arten wie den Feldhamster.

Unsere Felder sind nicht irgendwo – sie liegen direkt vor der Haustür der Verbraucher. Was hier passiert, ist für alle sichtbar. Deshalb sehen wir regionale Landwirtschaft auch als eine Brücke zwischen Produktion und Naturschutz. Wenn wir es schaffen, mit regionalen Produkten nicht nur Ernährung zu sichern, sondern gleichzeitig auch Artenvielfalt zu fördern, entsteht ein echter Mehrwert – ökologisch und gesellschaftlich.

Der Feldhamster profitiert ganz konkret von dieser Denkweise. Denn nur, wenn Landwirtschaft in der Region verankert ist, kann man auch gezielt Maßnahmen auf lokalen Flächen umsetzen. Regionalität heißt für uns deshalb auch: Verantwortung übernehmen für das, was hier wächst – und für das, was hier lebt.

Außerdem hilft die enge Verbindung zur Bevölkerung dabei, mehr Verständnis für unsere Arbeit zu schaffen. Durch Programme wie den Feldhamsterschutz bringen wir den Menschen näher, dass Landwirtschaft nicht nur Lebensmittel produziert, sondern auch wichtige Beiträge zum Umwelt- und Artenschutz leistet.

Dabei darf jedoch nicht vergessen werden: Die Versorgung mit Lebensmitteln bleibt unsere Kernaufgabe. Artenschutz muss in die Produktion integrierbar sein – nicht zu deren Ersatz werden. Nur wenn beides zusammen gedacht wird, können wir langfristig nachhaltig wirtschaften.

Regional erzeugt – mit Verantwortung für Mensch, Tier und Natur."
 

Inwieweit sehen Sie Chancen für die Kooperation von Landwirtschaft und Artenschutz über die Vermarktung von Produkten?

"Die Verbindung von Landwirtschaft und Artenschutz über die Vermarktung von Produkten birgt große Chancen – für beide Seiten. Immer mehr Verbraucher wünschen sich Transparenz, Nachhaltigkeit und regionale Herkunft bei Lebensmitteln. Wenn wir als Landwirte zeigen können, dass in unseren Produkten nicht nur Qualität steckt, sondern auch konkrete Maßnahmen zum Schutz von Arten wie dem Feldhamster, dann entsteht ein echter Mehrwert – auch im Regal.

Produkte aus dem Feldhamsterschutz oder ähnlichen Projekten bieten die Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen: über verantwortungsvollen Anbau, blühende Ackerränder, Lebensräume für Insekten und Nager, und über die Menschen, die sich dafür einsetzen. Solche Produkte schaffen Vertrauen, sie machen Landwirtschaft wieder sichtbar – und können so helfen, Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft in der Gesellschaft zu stärken.

Für uns Landwirte ist das eine Chance, aktiv mitzugestalten: nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich. Wenn der Markt bereit ist, die zusätzlichen Leistungen im Artenschutz anzuerkennen, kann daraus ein zukunftsfähiges Modell entstehen – in dem nicht nur geredet, sondern auch belohnt wird, was konkret geleistet wird.

Denn letztlich brauchen wir funktionierende Modelle, in denen Umwelt, Ertrag und Einkommen miteinander in Einklang stehen. Die Vermarktung solcher Produkte ist ein Weg dorthin – einer, der Landwirtschaft, Naturschutz und Verbraucher wieder näher zusammenbringt."

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der regionalen Landwirtschaft und für den Lebensraum Acker?

"Für die Zukunft wünscht sich unser Betrieb Kapellenhof Stauder in Mainz-Bretzenheim, dass die regionale Landwirtschaft wieder stärker wertgeschätzt wird – sowohl von der Politik als auch von der Gesellschaft. Es braucht klare Rahmenbedingungen, die es Landwirten ermöglichen, nachhaltig zu wirtschaften, qualitativ hochwertige Lebensmittel zu erzeugen und gleichzeitig Rücksicht auf Natur und Umwelt zu nehmen.

Dabei geht es nicht um romantische Vorstellungen, sondern um realistische und faire Lösungen, die ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich tragfähig sind. Der Acker ist für uns nicht nur eine Produktionsfläche, sondern auch Lebensraum – für Pflanzen, Tiere und für kommende Generationen. Er ist ein zentraler Bestandteil unserer Kulturlandschaft und sollte auch als solcher behandelt werden.

Wir wünschen uns, dass Landwirtschaft und Naturschutz nicht gegeneinander ausgespielt, sondern gemeinsam gedacht werden. Programme wie der Feldhamsterschutz zeigen, dass das funktionieren kann – wenn Landwirte dafür Anerkennung, Planungssicherheit und die nötige Unterstützung erhalten.

Gleichzeitig darf die Lebensmittelproduktion nicht aus dem Blick geraten. Artenvielfalt zu fördern ist wichtig – aber sie muss in einen funktionierenden landwirtschaftlichen Alltag integriert werden. Unsere Betriebe müssen wirtschaftlich arbeiten können, um dauerhaft bestehen zu bleiben.

Denn nur wenn wir gemeinsam handeln – „Landwirtschaft und Gesellschaft, Naturschutz und Produktion“ – können wir den Acker auch in Zukunft als Lebens- und Wirtschaftsraum erhalten.

Gemeinsam sind wir stark – für Ernährungssicherheit, Artenvielfalt und lebendige Regionen."