Fünf vor zwölf für den Feld-hamster in Rheinland-Pfalz
Landwirte sichern sein Überleben.
Der Feldhamster steht kurz vor dem Aussterben. Noch in den 1950er Jahren schien das bei einem bejagten Ernteschädling kaum vorstellbar, doch heute zählt der Feldhamster zu den am stärksten gefährdeten Wildtieren in Deutschland und weltweit.
In Rheinhessen, dem letzten Vorkommensgebiet in Rheinland-Pfalz, ist die Getreideernte in vollem Gang. Dem Feldhamster steht hiermit auch in diesem Jahr wieder eine schwierige Zeit bevor.
Die Getreideernte findet aufgrund von Temperatur- und Klimaveränderungen immer früher statt. Dies ist auch in durchschnittlichen Jahren zu einem Problem für den Feldhamster geworden, in trockenen Jahren, wie z.B. 2018, aber auch in diesem Jahr ein ganz besonders kritischer Punkt. Denn der mit seinem Lebensstil perfekt an die Landwirtschaft angepasste Feldhamster ist darauf angewiesen, im Spätsommer ausreichend reife Getreide-körner in seinen Hamsterbacken zu sammeln, um sie als Wintervorrat in seinen Bau zu bringen. Durch eine frühe Ernte fehlt ihm jedoch jegliche Deckung auf der Suche nach Nahrung. Greifvögel und Füchse haben so als na-türliche Räuber leichtes Spiel. Besonders dramatisch ist die Situation für die Jungtiere des zweiten Wurfs. Diese sind meist erst Ende Juli selbstständig genug, um den mütterlichen Bau zu verlassen, doch können sie sich
ohne Deckung und Nahrung auf den abgeernteten Fel-dern kaum behaupten.
Schutzmaßnahmen, die von Landwirtinnen und Landwir-ten in Feldhamstergebieten umgesetzt werden, sind so-mit einer der wichtigsten Bausteine, um den Feldhams-tern das Überleben zu ermöglichen. Jungtiere, aber auch erwachsene Tiere, können sich in stehengelassenen Ge-treidestreifen sowie angelegten Blühstreifen oder Luzer-neflächen zurückziehen und finden dort ausreichend Fut-ter und Schutz vor Beutegreifern.
„Biodiversität ist ein Schatz der Natur, den wir bewahren müssen. Oftmals wissen wir noch gar nicht, wie wertvoll dieser Schatz ist – oder vielleicht in Zukunft einmal sein wird. Denn nur durch die Vielfalt der Arten und die gene-tische Vielfalt innerhalb einer Art ist Anpassung möglich. Die Landwirtinnen und Landwirte können zum Erhalt der Biodiversität einen wichtigen Beitrag leisten und helfen in diesem Projekt mit, dass der Feldhamster hier dauerhaft eine Heimat hat“, sagt Umweltministerin Katrin Eder.
Im Rahmen des Projekts Feldhamsterland arbeitet die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz aktuell mit 23 landwirtschaftlichen Betrieben zusammen und setzt allein im Stadtgebiet Mainz, welches die größte bekannte rheinland-pfälzische Feldhamsterpopulation beherbergt, auf ca. 230 Hektar Maßnahmen um. Durch Kartierungen, bei denen mit Hilfe vieler Helfer:innen im Frühjahr und Sommer nach den Bauen der Feldhamster gesucht wird, können die Daten über die verbleibenden Populationen jährlich aktualisiert und Schutzmaßnahmen zielgerichtet geplant werden. Das Ticken der Feldhamsteruhr ist in-zwischen nicht mehr zu überhören.
Weitere Informationen finden sich unter snu.rlp.de/de/projekte/feldhamster/bfn-projekt-feldhamsterland/