Feldhamster, Biodiversität und Landwirtschaft in der Oberrhein-Region

Interreg-Projekt fördert Experten-Austausch zur Entwicklung eines erfolgreichen Zwischenfruchtanbaus zum Schutz der (Boden-)Biodiversität und des Feldhamsters
Feldhamster in Luzerne (c) Thomas Kilian

Am 30. März trafen sich auf Einladung der Landwirtschaftskammer Elsass knapp 100 Teilnehmer im Lycée Agricole im elsässischen Obernai, um sich mit Experten aus Frankreich, Deutschland und Belgien über geeignete Bewirtschaftungstechniken von Zwischenfrüchten auszutauschen.

Vor dem Hintergrund steigender Betriebsmittelpreise und des Klimawandels sind Zwischenfrüchte ein Faktor zur Verbesserung der Leistung landwirtschaftlicher Betriebe. Als Zwischenfrucht bezeichnet man in der Landwirtschaft eine Feldfrucht, die zwischen der Hauptnutzung angebaut wird. Zwischenfrüchte, wie z.B. Hülsenfrüchtler, Gräser, Sonnenblumen können die Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung erhöhen, sowie Bodenverdichtungen und Bodenerosion verringern. Sie können ebenso förderlich für die Biodiversität (Bodenlebewesen wie Regenwürmer, aber auch Insekten, Feldhasen, Feldhamster usw.) auf den bewirtschafteten Parzellen sein. Aus diesem Grund organisierte die Landwirtschaftskammer Elsass zusammen mit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und weiteren Partnern einen Tag zum praktischen Wissensaustausch.

Die Erkenntnisse aus den drei Ländern für eine wirksame Zwischenfruchtbegrünung wurden mit Praktikern aus der Oberrheinregion diskutiert. Die Teilnehmenden aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz sahen großes Potential, mit auf die Region abgestimmten Saatgutmischungen und angepassten Bewirtschaftungsweisen wie Direktsaat, sowohl für den landwirtschaftlichen Betrieb als auch für die Biodiversität, positive Effekte zu erreichen.

Die in 2021 und 2022 mit Unterstützung von Landwirten aus dem Elsass und der Südpfalz durchgeführten Analysen halfen, Ratschläge zu einem gesicherten Aufwuchs der Zwischenfrucht und verbesserten Bodeneigenschaften zu geben. Die Analyse zeigte auch, dass die Begrünung der ansonsten meist kahlen Ackerflächen Tieren mehr Lebensraum mit Nahrung und Unterschlupf bot.

In Zukunft gilt es, die vielfältigen Leistungen, die Zwischenfrüchte für Landwirte und die biologische Vielfalt erbringen, weiter in die Praxis zu vermitteln. Der Feldhamster kann hierbei als Schirmart für eine insgesamt biodiversitätsfreundliche Landbewirtschaftung gesehen werden.

Hintergrund

Das Projekt CRICETUS - Schutz des Feldhamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins - startete im Januar 2021 und läuft bis Juni 2023. Es wird durch EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) im Rahmen des Programms Interreg Oberrhein kofinanziert. Das Projekt wird von zehn Projektpartnern in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Elsass gemeinsam umgesetzt. Projektträgerin ist die Communité européenne d’Alsace mit Sitz in Straßburg.

Im Rahmen des Interreg-Projektes CRICETUS werden neue Methoden zur Identifizierung von Feldhamsterhabitaten und Instrumente zur Untersuchung der Art in ihrer natürlichen Umgebung entwickelt. Gleichzeitig werden wirtschaftlich tragfähige landwirtschaftliche Praktiken erarbeitet, die an die Anforderungen des Artenschutzes angepasst sind. Da die meisten Feldhamstervorkommen nur noch aus wenigen Individuen bestehen, sind diese oft genetisch verarmt und durch Inzucht gefährdet. Durch das Einbringen weiterer Tiere können die betroffenen Populationen vom Aussterben bewahrt werden. Feldhamster werden dafür bereits in spezialisierten Zuchtstationen im Elsass und in Baden-Württemberg vermehrt und anschließend auf geeigneten Flächen wiederangesiedelt. Im Interreg-Projekt CRICETUS werden genetische Analysen von Wild- und Zuchtpopulationen durchgeführt, um durch gezieltes Wiederansiedeln von Feldhamstern die genetische Verarmung zu verhindern. Außerdem erfolgt die Entwicklung eines optimierten Zucht- und Wiederansiedlungsprotokolls, das die Erfolgsrate bei der Auswilderung von Zuchttieren und ihr Überleben in der Natur verbessern soll.

Durch den Austausch zwischen deutschen und französischen Forschenden, Landbewirtschaftenden und verschiedenen Institutionen wird zusammen für einen grenzüberschreitenden Artenschutz gearbeitet. Weitere Informationen finden sich auf der Projektseite.

Diese Pressemitteilung in kompakter Form als pdf.

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