Deutsch-französische Wiederansiedlung von Feldhamstern im Elsass

In Absprache mit den regionalen Landwirten wurden am 09. Juni bei Oberschaeffolsheim im Elsass (Département Grand Est) 40 Feldhamster (Cricetus cricetus) aus deutschen und französischen Zuchten in einer gemeinsamen Aktion freigelassen. Ziel ist es, den dramatischen Rückgang des Feldhamsters in der Oberrheinregion aufzuhalten und eine langfristige Koexistenz zwischen Feldhamster und Landwirtschaft aufzubauen.
Feldhamster-Freilassung im Elsass (c) SNU
Gemeinschaftsaktion Feldhamster-Freilassung (c) SNU
Gemeinschaftsaktion Feldhamster-Freilassung (c) SNU

In dem deutsch-französischen Interreg-Projekt CRICETUS geht es um den Schutz des Feldhamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins, die in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Zersiedlung und Intensivierung der Landwirtschaft zurückgegangen ist. Durch den Austausch zwischen deutschen und französischen Forschenden, Landwirt:innen und Institutionen wird gemeinsam am grenzüberschreitenden Artenschutz gearbeitet. Die Stärkung der Feldhamsterpopulationen durch Freilassungsmaßnahmen ist nur einer von mehreren Bausteinen in dem zweieinhalbjährigen Projekt. Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen für den Erhalt des stark bedrohten Feldhamsters entwickelt das CRICETUS-Projekt neue Methoden zur Erfassung der Populationen, auch um das Wissen über seine Raumnutzung zu verbessern. Weitere Maßnahmen sind Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit, die Festlegung neuer, für die Art und die Artenvielfalt in der Rheinebene günstiger Kulturverfahren in Absprache mit der Landwirtschaft sowie die Intensivierung des Austauschs zwischen den Feldhamster-Zuchtzentren am Oberrhein. Aktuell findet die Nachzucht der Europäischen Feldhamster in der Oberrheinregion auf deutscher Seite im Zoo Heidelberg statt.

„Der grenzüberschreitende Austausch und die Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure aus allen beteiligten Fachgebieten ist essentiell für die langfristige Sicherung des Fortbestands dieser stark bedrohten Art am Oberrhein“, betont die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder. „Ich freue mich, dass hier gemeinsam neue Möglichkeiten zum Schutz des Feldhamsters und damit auch weiterer typischer Bewohner der Agrarlandschaft ausgelotet werden. Den freigelassenen Tieren wünsche ich, dass sie in der neuen Umgebung gut zurechtkommen und sich bald vermehren.“

Die Freilassungsflächen im Elsass werden von den Landwirten hamsterfreundlich bewirtschaftet, um den Feldhamstern Nahrung und Deckung vor Feinden wie Greifvögeln zu bieten. Für die Auswilderung wurde vorübergehend ein 4 ha großes Gebiet mit einem Elektronetz eingezäunt, um die Feldhamster vor Landraubtieren wie Füchsen zu schützen. Außerdem wurden als Starthilfe Röhren von 40 - 50 Zentimetern Tiefe vorgegraben, in die die Tiere gezielt eingesetzt werden und die von den Tieren in eigene Baue erweitert werden können. Als Ackerbewohner ist der Feldhamster auf tiefgründige Böden angewiesen, die seinen Bauen in über 1 m Tiefe ausreichend Stabilität geben. Im Spätsommer fängt er an, Vorräte für seinen Winterschlaf zu sammeln. Dabei greift er gerne auf Getreide zurück, da es sich gut lagern lässt.

 

Das Interreg-Projekt „CRICETUS - Schutz des Europäischen Hamsters und der Biodiversität in den Agrarlandschaften des Oberrheins“ startete im Januar 2021 und läuft bis Juni 2023. Es wird durch den EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) im Rahmen des Programms Interreg Oberrhein zu 50 % kofinanziert. Im Programm Interreg Oberrhein werden institutionelle Akteurinnen und Akteure der Region bei der Umsetzung von Kooperationsprojekten, zum Beispiel zur Verbesserung des Artenschutzes, unterstützt. Das Projekt wird von zehn Projektpartnern in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Elsass gemeinsam umgesetzt. Projektträgerin ist die Communité européenne d’Alsace (CeA) mit Sitz in Straßburg. Weitere Projektpartner in Frankreich sind die Chambre d’Agriculture d’Alsace, das Centre national de la recherche scientifique – Délégation Alsace (CNRS), die Direction régionale de l’environnement, de l’aménagement et du logement Grand Est (DREAL) und die Groupe d'études et de protection des mammifères d'Alsace (GEPMA). Auf deutscher Seite sind neben der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz das Regierungspräsidium Karlsruhe, RLP AgroScience GmbH, das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz und die Stadt Mannheim am Projekt beteiligt. Das Finanzvolumen des Projektes beträgt insgesamt knapp 2,1 Mio. €.

Details finden sich auf der Homepage der Stiftung. 
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