Wiesen-Lieschgras, Wilde Möhre und Gewöhnlicher Wurmfarn – diese und viele weitere Pflanzenarten haben fast 50 neue Artenexpertinnen und -experten sicher erkannt: Denn sie haben Artenkenntnis im Fachbereich der Feldbotanik. Nach dem Start des Projekts im letzten Jahr, wurde jetzt erstmalig der Gold-Standard angeboten.
Eine solide Artenkenntnis ist der Schlüssel zu einer der wohl drängendsten Herausforderungen unserer Zeit: der Biodiversitätskrise. Denn nur wenn bekannt ist, welche Arten verschwinden, können die Auswirkungen auf die ökologischen Zusammenhänge bewertet werden. „Laut der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation IUCN sind heute über 42.000 Arten vom Aussterben bedroht. Für einen Großteil der weltweit lebenden Arten ist die Datenlage zu gering, um sie bewerten zu können. Dadurch sind viele Arten nicht ausreichend erfasst oder bekannt“, so Umweltstaatssekretär Dr. Erwin Manz. „Deshalb brauchen wir Menschen, die Tiere und Pflanzen erkennen, beobachten und deren Erhaltungszustand bewerten können.“
Unter dem Motto „Wissen – Qualifizieren – Zertifizieren für die Artenvielfalt“ wurde ein Projekt ins Leben gerufen, das diese Herausforderung bundesweites angeht. Der Bundesweite Arbeitskreis der staatlich getragenen Bildungsstätten im Natur- und Umweltschutz (BANU) hat unter dem Vorsitz der Landeszentrale für Umweltaufklärung RLP (LZU) diese Initiative aufgesetzt. Die Stiftung Natur und Umwelt RLP (SNU) koordiniert nun die Angebote und Prüfungen.
Anfang Juli fanden die Zertifizierungen im Fachbereich Feldbotanik in Landau und Mainz statt. Durgeführt wurden sie von den erfahrenen Botanikerinnen und Botanikern Frau Dr. Dagmar Lange von der Universität Kaiserslautern-Landau sowie von Frau Dr. Ute Becker und Herr Dr. Ralf Omlor vom Botanischen Garten der Universität Mainz. Neben Gold wurden mit Silber (32 aus 400 Arten) und Bronze (20 aus 200 Arten) zwei weitere Niveaustufen nach einem bundesweiten System geprüft.
Das Angebot schafft einen bundesweit vergleichbaren Standard beim Thema Artenkenntnis und richtet sich insbesondere an Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutz sowie in Planungsbüros. Teilnehmen können aber alle, die Lust haben, ihre Artenkenntnis zu vertiefen und die Anforderungen aus den Curricula erfüllen.
Bei der SNU koordiniert das Bürgerwissenschaftsprojekt ArtenFinder RLP die Angebote. Der ArtenFinder kann beim Thema Artenkenntnis tolle Unterstützung leisten, erklärt Geschäftsführer der SNU, Jochen KrebühI: „Im Zusammenklang von ArtenFinder RLP, den verschiedenen Stiftungsprojekten und Prüfungsinstitutionen schaffen wir ein Netzwerk aus Naturbegeisterten und Artenkennerinnen und Artenkennern, das langfristig dazu beitragen kann, den Schwund der Artenkenntnis in RLP zu bremsen.“
Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Zum vielfältigen Projektspektrum zählen neben der Pflege und Entwicklung von Naturschutzflächen und dem Schutz besonders bedrohter Tierarten ebenso die Ausstattung von Umweltbildungszentren, Lehrpfaden oder Wanderausstellungen. Die Stiftung fördert Projekte, die dem Erhalt und der Entwicklung von Natur und Umwelt dienen und ist selbst auch operativ tätig. Vorsitzende des Vorstandes ist Umweltministerin Katrin Eder.
Infos zu den Zertifizierungen finden sich unter: artenfinder.rlp.de/artenkenntnis