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Ein Funke Hoffnung für den rheinland-pfälzischen Feldhamster

Wie entwickeln sich die letzten Feldhamstervorkommen in Rheinland-Pfalz? Ergebnisse aus dem vom Land geförderten Aktion Grün Projekt „Rettungspaket Feldhamster“.

Die Feldhamster in den rheinland-pfälzischen Vorkommensgebieten sind im Winterschlaf. Mit Blick auf das Jahr 2024 lässt sich eine zweigeteilte Bilanz ziehen, wie die Zahlen der letztjährigen Kartierungen der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU) zeigen. 

Aufgrund der Feldhamsterbau-Funde aus den letzten Jahren kann aktuell von einer gesicherten Feldhamster-Population südlich von Mainz und fünf Reliktvorkommen mit sehr wenigen Einzeltieren in Rheinhessen bzw. an der Nahe ausgegangen werden. 

Bei den Begehungen im Frühjahr und Sommer sowie der Kontrolle der Flächen mit Schutzmaßnahmen bei Mainz wurden in diesen Bereichen 2024 insgesamt knapp 800 ha Fläche kartiert. Dabei zeigen sich zwischen den Gebieten deutliche Unterschiede. 

So gelang in den Bereichen des Reliktvorkommens auf dem Ackerplateau zwischen Ilbesheim und Flomborn auf den untersuchten Flächen kein sicherer Nachweis, ebenso wie im Bereich Wörrstadt. Im Bereich des Ober-Hilbersheimer Plateaus fand sich während der im Anschluss an die Ernte stattfindenden Sommerkartierung lediglich ein einzelner Feldhamsterbau, in Mainz-Bretzenheim konnten einige wenige Baue erfasst werden. In dem isolierten Vorkommen bei Bretzenheim an der Nahe gelang lediglich im Frühjahr der Nachweis von zwei Feldhamsterbauen. Damit setzen sich die alarmierenden Zahlen in den Reliktvorkommen rheinhessischer Gebiete leider auch 2024 fort. Hier droht das endgültige Erlöschen der Vorkommen. Dabei reiht sich diese Entwicklung in das gesamteuropäische Bild ein: Der Europäische Feldhamster wurde 2020 in der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion in die Kategorie „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig, liegen jedoch maßgeblich in den rasanten Änderungen in der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen, dem Verlust bzw. der fehlenden Vernetzung von Lebensräumen durch Infrastruktur-und Baumaßnahmen sowie dem Klimawandel.

Dass dennoch Grund für Zuversicht gegeben ist, zeigen die Zahlen aus dem Mainzer Süden, allen voran aus der Gemarkung Mainz-Ebersheim. Nach stabilen Zahlen im Frühjahr 2024 zeigte sich im Herbst, dass in den Flächen mit landwirtschaftlichen Schutzmaßnahmen eine erfreuliche Baudichte von über 5 Bauen pro Hektar erreicht werden konnte. Dies lässt auf einen gutenReproduktionserfolg in 2024 schließen. Durch das jahrelange Engagement der dort wirtschaftenden Landwirte und Landwirtinnen konnte ein immer wirksameres Netz aus Maßnahmen auf den landwirtschaftlichen Flächen etabliert werden. Diese bieten zusätzlichen Schutz und Nahrung für die Feldhamster. Gleichzeitig bieten sie Lebensgrundlage für viele weitere Tier- und Pflanzenarten, tragenzur Verbesserung der Bodenfunktionen bei und erhöhen so die Widerstandsfähigkeit des gesamten Agrarökosystems gegenüber Herausforderungen, wie z.B. dem Klimawandel. 

„Der Feldhamster leistet, sofern er in ausreichender Zahl vorkommt, einen wichtigen Beitrag für unsere Böden. Durch seine Grabungen bis zu zwei Metern Tiefe lockert er die Erde auf. Mit dem über die Aktion Grün geförderten Rettungspaket wollen wir den knuffigen Rheinhessen schützen und so die Artenvielfalt in der Region bewahren. Denn Schutzmaßnahmen für den Feldhamster tragen ebenfalls zum Schutz anderer Arten der Ackerflur wie Feldhase, Rebhuhn und Insekten bei, die wie der Feldhamster vom Anbau deckungsreicher Kulturen sowie späteren Erntezeitpunkten profitieren“, sagte Katrin Eder, Umweltministerin und Vorstandsvorsitzende der SNU.

Dabei ergänzen sich die Maßnahmen verschiedener Akteure, wie z.B. der Stadt Mainz, des Artenhilfsprogramms Feldhamster in der Zuständigkeit der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) sowie der SNU. Mit Hilfe der Aktion Grün-Förderung durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) setzen die Betriebe in Abstimmung mit der SNU freiwillige Maßnahmen um. 

Die Projekterfolge im Mainzer Süden machen Hoffnung auf eine Trendwende beim Feldhamsterschutz. Doch um diese zu erreichen, werden weitergehende Maßnahmen benötigt, wie der Aufbau einer rheinland-pfälzischen Erhaltungszucht und die Wiederansiedlung von Tieren, um die genetische Diversität zu erhalten. Nur durch langfristige, gemeinsame Bemühungen zum Schutz des possierlichen Tierchens besteht die Chance für eine dauerhaft positive Entwicklung und dafür, den Feldhamster in Rheinland-Pfalz vor dem Aussterben zu bewahren. 

Weitere Informationen zum Aktion Grün Projekt und vorhergehenden Projekten finden Sie auf der SNU-Homepage: https://snu.rlp.de/de/projekte/feldhamster/ 

Bei Interesse am aktiven Feldhamsterschutz können die Projektkoordinatorinnen unter feldhamster(at)snu.rlp.de kontaktiert werden. Die Meldung kann im pdf-Format hier heruntergeladen werden. 

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