Aussaat in Maussicheren Kaesten in Substrat © Lemmen
Verschulung im Kamp © Lemmen
Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft
Als Kooperationspartner für das Projekt "Junge Riesen" konnte die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz (FAWF) in Trippstadt gewonnen werden.
Durch die Abteilung Genressourcen und Forstpflanzenerzeugung der FAWF werden Samen oder Reiser von den Naturdenkmalen gesammelt und über vegetative und generative Verfahren vermehrt und die Bäume dadurch aufgeschult.
Zusätzlich führt die FAWF den Nachweis über die Herkunft der Bäume (Zertifikat) bis zur Weitergabe an Abnehmer wie Landkreise oder Baumschulen.
Interview mit dem stellvertrendem Leiter des Forstlichen Genressourcenzentrum (FoGZ) , Patrick Lemmen
Wie werden Bäume nachgezogen, Herr Lemmen?
Jede Baumart ist anders. Eicheln, Bucheckern und Esskastanien lassen wir vom Baum fallen und lesen sie dort auf. Bei Kiefern-, Fichten-, Lärchen- oder Tannenzapfen, die sich im Sommer in der Baumkrone öffnen und ihre winzigen Samen fast komplett in alle Windrichtungen entlassen, wird baumbezogen geerntet: Mit einer Teleskopschleuder, zum Beispiel an einer 200-jährigen Kiefer, deren Krone durchaus 30 Meter über dem Boden sein kann. Von Obstgehölzen aber auch von Bäumen, die nicht mehr vital genug sind, um Früchte zu bilden, werden sogenannte Pfropfreiser oder Stecklinge geschnitten. Um den Samen dann zum Keimen zu bringen, ist je nach Art ein Winterfrost nötig. Dieser wird in Kältekammern simuliert, bevor die Saat in die Erde kommen kann – zunächst im Gewächshaus, anschließend im Freiland, bis die kleinen Bäumchen dann zur weiteren Aufzucht an die Baumschulen der Landkreise gehen.
Und was ist für Sie das Besondere am Projekt „Junge Riesen“?
Wenn man vor diesen majestätischen, oftmals mehrere Hundert Jahre alten und bis zu 40 Meter hohen Baumkolossen steht, die zur Erhaltung im Projekt „Junge Riesen“ ausgewählt wurden, wird man ganz demütig. Man überlegt, was diese Bäume schon alles erlebt haben. Nicht nur wegen ihrer Vitalität, die sie überhaupt erst so alt werden ließ, sondern auch zum Teil wegen ihrer historischen Bedeutung. Wegen der Sagen und Geschichten, die sich um einzelne Altriesen ranken. Oder wegen ihrer biologischen Seltenheit. So konnten bereits mehrere sehr alte und vom Aussterben bedrohte Ulmen beerntet und Pflanzen davon nachgezogen werden. Ihr Erhalt ist für nachfolgende Generationen wichtig. Hier kommen die Erhaltung der Natur und die Erhaltung der Kultur zusammen. Und wenn dies dann noch mit Bildungsprojekten wie Pflanzaktionen oder Malwettbewerben für Kinder einhergeht, ist das ein mehr als rundes Projekt für die Zukunft. Übrigens: Die ersten Samenwinzlinge von Bäumen aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis keimen gerade im Gewächshaus. Es ist immer wieder faszinierend, dass aus einem Stecknadelgroßen Korn ein 40 Meter hoher und Jahrhunderte alter Baum werden kann.