Die Bläulingswiese – Artenreicher Lebensraum mit ganz besonderen Bewohnern
Liebe Freund:innen der Natur,
Sie stehen gerade vor einer unserer Projektflächen und fragen sich, was eine bläulingsgerechte Bewirtschaftung ist oder interessieren sich, was man in einem Artenschutzprojekt für Wiesenknopf-Ameisenbläulinge tut um die Artenvielfalt zu erhalten?
Dann sind Sie hier genau richtig, denn diese Fragen können wir Ihnen beantworten!
© igreen/Jonathan Fieber
Bläulingswiesen nennt man fachlich/wissenschaftlich (?) eigentlich Flachland-Mähwiesen und – Weiden. Sie sind ganz besonders, weil viele Tiere und Pflanzen hier ein zuhause finden, die Artenvielfalt also sehr hoch ist.
Im Sommer blühen zum Beispiel viele Blumen an denen sich Schmetterlinge und weitere Insekten satt essen können. Für die Landwirtschaft sind sie allerdings nicht so attraktiv, da sie nur selten gemäht werden können. Ein Grund dafür ist, dass sie mager sind, d. h. für die Pflanzen stehen nur wenige Nährstoffe zur Verfügung und sie wachsen daher langsamer. Als Folge werden sie häufig nicht mehr genutzt und verbuschen oder es werden künstlich Nährstoffe auf die Flächen gebracht, sodass der Wachstum einiger Pflanzen, v. a. Gräsern, angeregt wird, aber die vielen Blühpflanzen verschwinden.
Hier finden Sie einige Tier- und Pflanzenarten, die häufig auch auf Bläulingswiesen vorkommen.
Wiesenknopf-Ameisenbläulinge sind Schmetterlinge, die einen außergewöhnlichen Lebenszyklus haben. Ihr ganzes Leben spielt sich an und um den Großen Wiesenknopf ab, einer Pflanze, deren Blüte die einzige Futterquelle für die jungen Raupen der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge ist. Die älteren Raupen mögen wiederum ausschließlich die Larven von Knotenameisen. Daher lassen sie sich nachdem sie genug vom Wiesenknopf gefressen haben auf den Boden ab und verströmen den Nestgeruch der Knotenameisen, damit diese sie mit in ihr Nest nehmen, wo sie ihre Leibspeise und einen geschützten Ort zum Überwintern finden.
© SNU
Eine bläulingsgerechte Bewirtschaftung schafft Bedingungen in denen sowohl der Große Wiesenknopf als auch die Knotenameisen leben können damit die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge ihre Lebensgrundlage vorfinden.
Da alle drei Arten bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum haben, gibt es viele Dinge, die bei der Bewirtschaftung beachtet werden müssen. In der folgenden Tabelle wird das deutlich:
Beschränkung | Begründung |
---|---|
Keine Mahd/Beweidung im Zeitraum zwischen 01. Juni und 15. September | Vor der Flugzeit (Juli und August) benötigt der Wiesenknopf Zeit um Blüten auszubilden und nach der Flugzeit benötigen die Raupen Zeit die Blüten zu verlassen |
Keine Düngung | Der Wiesenknopf findet auf zu nährstoffreichen Wiesen keine guten Bedingungen; ggf. zu dichte Pflanzendecke für Wiesenknopf und Ameisen |
Keine Pestizide/Pflanzenschutzmittel | Schädigung der Fauna |
Viehbesatz und Beweidungsdauer außerhalb des Sommers müssen individuell angepasst werden | Ameisennester können durch starken Tritt geschädigt werden |
Kein Befahren der Fläche bei andauernder Nässe, Staunässe und direkt nach Starkregenereignissen | Bodenverdichtung, schädlich für die Ameisen |
Wenn möglich, Einsatz von Maschinen mit geringem Bodendruck | Bodenverdichtung, schädlich für die Ameisen |
Reduzierte Grünlandpflege (kein Abschleppen, kein Walzen, kein Striegeln) | Bodenverdichtung und Umbruch können die Ameisennester schädigen |
Bodenabstand bei der Mahd: mindestens 10 cm; kein Mulchen | Ebenfalls zum Schutz der Ameisennester |
Einjährige Brachen sind möglich, wo nur der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vorkommt | Mehrjährige Brachen führen dazu, dass die Ameisen und der Wiesenknopf verschwinden, die Wirtsameise des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings braucht etwas lückigere Strukturen und verschwindet schon bei frühen Brachestadien |
Einsatz möglichst schonender Maschinen (kein Grashopper, besser Balkenmäher als Kreiselmäher) | Eingriff in den Lebensraum der Wiese/Weide sollte so gering wie möglich sein um eine Veränderung der Artzusammensetzung zu vermeiden. Die Bodenoberfläche sollte so wenig wie möglich beschädigt werden. |
Die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge sind besonders geschützte Arten, die aufgrund ihrer hohen Lebensraumansprüche nur auf schonend bewirtschafteten Wiesen und Weiden überleben können. Da die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten zunehmend intensiviert wurde, verloren die Schmetterlinge mehr und mehr ihren Lebensraum.
Dem möchten wir entgegenwirken, indem wir mit der Landwirtschaft Wege der Zusammenarbeit suchen. Für Flächen, die bläulingsgerecht, also schonend und zu bestimmten Zeitpunkten bewirtschaftet werden, zahlen wir einen Ausgleich. Auch mit Gemeinden und der Straßenpflege suchen wir gemeinsam nach Möglichkeiten beispielsweise Weg- und Straßenränder unter Berücksichtigung der Vekehrssicherheit schonender zu pflegen.
Auf diese Weise können die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge und ihr Lebensraum, in dem auch viele weitere Tiere und Pflanzen vorkommen, erhalten werden.
Haben Sie Lust mehr zu erfahren oder uns zu unterstützen?
Dann schauen Sie doch bei einer unserer Veranstaltungen vorbei und lernen Sie auf einer Exkursion die heimischen Schmetterlingsarten kennen oder suchen Sie gemeinsam auf einem Aktionstag mit uns nach den Wiesenknopf-Ameisenbläulingen.
Falls Sie den Großen Wiesenknopf oder die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge bei einem Spaziergang entdecken oder wissen wo sie vorkommen, freuen wir uns auch sehr über eine Meldung über unseren Meldeclient.
Sie haben eigenes Grünland und könnten sich vorstellen mit uns zusammenzuarbeiten oder Sie haben sonst noch Fragen? Dann melden Sie sich gerne bei uns!