Berichte aus dem Projekt
Freilassung von Feldhamstern im Elsass © SNU
In Absprache mit den regionalen Landwirten wurden am 09. Juni bei Oberschaeffolsheim im Elsass weitere 40 Feldhamster (Cricetus cricetus) in einer gemeinsamen Aktion der Interreg-Partner und unterstützenden Zuchtzentren freigelassen. Ziel ist es, den dramatischen Rückgang des Feldhamsters in der Oberrheinregion aufzuhalten und eine langfristige Koexistenz zwischen Feldhamster und Landwirtschaft aufzubauen. Es ist die zweite Wiederansiedlung innerhalb des Interreg-Projektes CRICETUS. Das Besondere diesmal ist, dass die Hälfte der Tiere aus einer deutschen Nachzucht und zwar aus dem Zoo Heidelberg stammen. Das dient dazu, eine genetische Verarmung zu verhindern. Sozusagen ein grenzüberschreitender Austausch auch unter den Feldhamstern!
Die Freilassungsflächen werden von den Landwirt:innen hamsterfreundlich bewirtschaftet, um den Feldhamstern Nahrung und Deckung vor Feinden wie Greifvögeln zu bieten. Für die Auswilderung wurde vorübergehend ein 4 Hektar großes Gebiet mit einem Elektronetz eingezäunt, um die Feldhamster vor Landraubtieren wie Füchsen zu schützen. Außerdem wurden als Starthilfe Röhren von 40 - 50 Zentimetern Tiefe vorgegraben, in die die Tiere gezielt eingesetzt werden und die von den Tieren in eigene Baue erweitert werden können.
Ansicht auf Feldhamsterbau aus 30 m Höhe © François Miquel
Neue Methode zur Kartierung von Feldhamsterbauen
Das Zählen ihrer Baue ermöglicht es, den Zustand einer Population von Feldhamstern einzuschätzen. Normalerweise gehen Menschen dafür in Reihen übers Feld und suchen nach den charakteristischen Baueingängen und Erdauswürfen. Im Interreg-Projekt CRICETUS möchten wir neue Methoden zur Kartierung von Feldhamstern entwickeln.
Eine interessante Möglichkeit ist die Aufnahme von Bildern aus der Luft mithilfe von Drohnen. Im Mai 2021 haben wir eine Fläche im Elsass mit Drohnen überflogen und die so aufgenommenen Bilder zum Trainieren einer Künstlichen Intelligenz (KI) genutzt. Unsere Ergebnisse zeigen nun, dass die KI in der Lage ist, Feldhamsterbaue auf den Drohnenaufnahmen zu erkennen. Die Genauigkeit hängt vom Zeitpunkt der Aufnahme und der Vegetation ab und soll während der Projektlaufzeit weiter verbessert werden. Langfristig könnten Bauzählungen durch Drohnen und KI wertvolle Ergebnisse für den Schutz des Feldhamsters liefern.
© SNU
Erfolgskontrolle anhand von Feldhamsterbauzählungen
Bereits zweimal wurde die Auswilderungsfläche aus dem September nach Feldhamsterbauen und -spuren abgesucht – drei Wochen nach der Auswilderung und ein weiteres Mal nach der Getreideernte. Auf diese Weise wollten wir uns ein Bild darüber verschaffen, wie die 40 ausgewilderten Feldhamster in der ersten Zeit zurechtgekommen sind.
Bei der ersten Kartierung wurden an 32 von 40 vorgebohrten Bauen Feldhamsterspuren gesichtet und zwei neue Baue auf der Fläche entdeckt. Nach der Ernte war die Kartierung einfacher und es wurden 19 neue Baue entdeckt. Ein Großteil der vorgebohrten Baue konnte dann jedoch nicht mehr wiedergefunden werden, möglicherweise, weil die Feldhamster schon in den Winterschlaf gegangen sind (dafür verschließen sie ihre Baue) oder ihr Winterdomizil woanders gegraben haben.
Diese ersten Beobachtungen stimmen uns optimistisch, eine bessere Aussage über den Erfolg der Wiederansiedlung wird jedoch die nächste Kartierung im Frühjahr 2022 liefern.
© SNU
Genetische Untersuchungen tragen zum Schutz des Feldhamsters bei
In den Sommermonaten 2021 haben wir genetische Proben von Feldhamsterpopulationen im Elsass gesammelt. Dies geschieht mithilfe einer Haarfalle, die im Eingang des Feldhamsterbaus platziert wird. Verlässt der Feldhamster seinen Bau, bleiben einige Haare an der Falle kleben. Die Haarwurzeln enthalten genetisches Material, das nun im Labor des Senckenberg-Zentrums für Wildtiergenetik analysiert wird.
Ziel ist es, die genetische Vielfalt der Feldhamster zu untersuchen. Eine genetisch vielfältige Population ist häufig besser gegen Krankheiten und veränderte Umweltbedingungen geschützt. Bei genetisch verarmten Populationen sollten Maßnahmen ergriffen werden, um die genetische Diversität zu erhöhen und so das Überleben zu sichern.
© Thomas Kilian
Erhaltungszuchten im Artenschutz
Erhaltungszuchten spielen eine wichtige Rolle beim Schutz bedrohter Arten. In spezialisierten Zuchtstationen können Tierarten unter Berücksichtigung der genetischen Vielfalt und regionaler Besonderheiten vermehrt und anschließend auf geeigneten Flächen ausgewildert werden. Im Zoo Heidelberg werden bereits seit vielen Jahren Feldhamster für den Artenschutz gezüchtet. Im Elsass, der einzigen französischen Region mit Feldhamstervorkommen, gibt es insgesamt drei Feldhamsterzuchten.
Der grenzüberschreitende Wissens- und Erfahrungsaustausch ist ein Fokus des Interreg-Projekts CRICETUS. Unser Ziel ist es, gemeinsam ein optimiertes Zucht- und Wiederansiedlungsprotokoll zu erarbeiten und so einen wichtigen Aspekt des Feldhamsterschutzes weiterzuentwickeln.
© SNU
Junge Feldhamster in die Freiheit entlassen
Die gezielte Auswilderung von in sogenannten Erhaltungszuchten aufgezogenen Feldhamstern kann für das Überleben der Art entscheidend sein. Im Rahmen des deutsch-französischen Interreg-Projektes haben wir 40 junge Feldhamster im Elsass ausgewildert.
Hierfür wurde eine Fläche ausgewählt, die den Jungtieren gute Bedingungen bietet: Streifen von Ackerwildkräutern und Getreide sorgen für Schutz und Nahrung, ein Zaun hält Füchse fern. Außerdem wurden die Feldhamster in vorgegrabene Baue gesetzt und mit ausreichend Nahrung für die ersten Tage versorgt. Wir hoffen, dass die ausgewilderten Tiere gut in ihrer neuen Umgebung zurechtkommen und sich im kommenden Frühjahr vermehren.
© Ulrich Weinhold
Aus der Luft dem Hamster auf der Spur
Kann man Feldhamster mithilfe von Drohnen und künstlicher Intelligenz (KI) aus der Luft identifizieren?
Dieser Frage wollen wir mit dem Interreg-Projekt CRICETUS auf den Grund gehen. In Mannheim hat unsere Projektpartnerin RLP AgroScience nun einen neuen Ansatz getestet. Eine so genannte Starrflügler-Drohne, die sich besonders gut für das Befliegen von großen Flächen eignet, wurde mit einer Thermalkamera ausgerüstet, die auf der Ackerfläche Wärmeunterschiede aufzeigen soll.
Unterstützung leistete freundlicherweise Prof. H. Backe – ein Feldhamster aus der Zucht des Heidelberger Zoos. Sicher in seinem kleinen Transportkäfig, wurde der Nager auf einem Acker bei Mannheim-Straßenheim platziert, welcher dann von der Drohne überflogen wurde.
Nun sind wir alle gespannt, ob die Drohne gute Wärmebild-Aufnahmen von Prof. H. Backe gemacht hat und der Ansatz weiterverfolgt werden kann. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wird RLP AgroScience im nächsten Jahr Ackerflächen im Elsass befliegen. Auf diese Weise können verschiedene Methoden ausprobiert und miteinander verglichen werden.