Wölfe sind äußerst anpassungsfähig und besiedelten einst die gesamte Nordhalbkugel. Ruhige, von menschlicher Nutzung wie Land- und Forstwirtschaft oder Jagd unberührte Großschutzgebiete oder Nationalparks benötigen sie nicht. In Europa waren Wölfe flächendeckend verbreitet. Aufgrund direkter menschlicher Nachstellung wurden sie in weiten Teilen zurückgedrängt. Um 1850 galt Deutschland als wolfsfrei, jedoch wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts immer wieder einzelne Wölfe erlegt. Die letzten dokumentierten Wolfsabschüsse fanden im bayerischen Alpenraum 1836, im Bayerischen Wald 1846, im Odenwald 1866, im Fichtelgebirge 1882 und 1888 bei Prüm in Rheinland-Pfalz statt. Nach dem 2. Weltkrieg sind immer wieder Einzeltiere in Deutschland, vor allem in den östlichen Bundesländern, aufgetaucht.
In den italienischen Südalpen ist seit mehreren Jahren eine Zuwanderung von Wölfen aus dem Apennin zu beobachten. Vor allem die Unterschutzstellung 1972 in Italien und die verbesserte Nahrungsgrundlage durch die Wiederansiedlung von Wildschwein, Rothirsch, Gams und Damwild scheinen dafür verantwortlich zu sein. Derzeit leben mindestens 5 Rudel im Piemont an der französischen Grenze. Nach Frankreich sind einzelne Wölfe 1992 in den Mercantour-Nationalpark eingewandert und haben sich mittlerweile in der Region mit 15 Rudeln etabliert (Bestandsschätzung durch Genetik und Abfährten für 2007: 120 - 140 Tiere). Von dieser Wolfspopulation der Südalpen wandern immer wieder einzelne Wölfe in die Schweiz (Wallis, Tessin, Graubünden) oder die Vogesen ein.
Seit Wölfe in Deutschland (und fast ganz Europa) 1990 unter strengen Schutz gestellt wurden, kehren immer mehr Tiere in die früheren Verbreitungsgebiete mit ihren mittlerweile wieder reichen Wildbeständen zurück. 2000 wurden im Nordosten Sachsens nahe der polnischen Grenze auf einem Truppenübungsplatz erstmals in Deutschland wieder Wolfswelpen geboren. Die hierher eingewanderten Wölfe stammten aus einer Population in Polen, die heute zusammen mit dem deutschen Vorkommen als Mitteleuropäische Tieflandpopulation bezeichnet wird. Aktuell gibt es bundesweit 105 Wolfsrudel, 25 Wolfspaare und 13 territoriale Einzelwölfe. Außerdem konnte in 100 der 143 Territorien Reproduktion nachgewiesen werden und mit insgesamt 393 Welpen bestätigt werden (Monitoringjahr 2018/2019).
Aktuelle Entwicklungen zum Wolf in Deutschland und den Ländern finden Sie bei der Dokumentations- und Beratunsstelle des Bundes zum Thema Wolf, der DBBW.
Wölfe besiedeln in Europa die verschiedensten Lebensräume. Sie können in Naturlandschaften genauso leben wie in von Menschen geprägten Kulturlandschaften. Deshalb ist es auch nicht vorhersehbar, welche Lebensräume von Wölfen besiedelt werden. Ein Einwanderungsdruck besteht über die Vogesen und Mittel- und Ostdeutschland nach Rheinland-Pfalz.
Lebensraumeignung auf Kreisebene (Waldanteil, Dichte von Infrastruktureinrichtungen, Bevölkerungsdichte). Autor: Klaus Hertweck, Datengrundlage: Statistische Landesämter der BRD (Stand 2003)