Lebensweise, Schutz, Gefährdung
Im Pfälzerwald gab es seit 1980 immer wieder Hinweise auf Luchse, die aber vermutlich auf illegal ausgesetzte Tiere zurückgehen. Seit 1999 existiert ein professionelles Luchsmonitoring für den Pfälzerwald, das seit 2003 von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) betreut wird.
Die festgestellte grundsätzliche Eignung des Pfälzerwaldes als Lebensraum für Luchse lässt vermuten, dass die Ursache für das dokumentierte temporäre Vorkommen von Luchsen in bestimmten Gebieten des Pfälzerwaldes an einer mangelnden Zuwanderung von Luchsen aus Frankreich - unter anderem bedingt durch die Zaberner Steige - liegt.
In Rheinland-Pfalz gab es bis zum Beginn der aktiven Wiederansiedlung 2016 keine Hinweise auf eine Population von Luchsen, nur vereinzelte Hinweise auf ziehende, anschlusssuchende Tiere. Der letzte gesicherte Nachweis eines Luchses in Rheinland-Pfalz stammt aus dem Jahr 2009. Dabei handelte es sich entweder um einen Luchs aus den Vogesen oder um ein entwichenes Zootier.
Ursprünglich besiedelte der eurasische Luchs alle größeren Wald- und Waldsteppengebiete im nördlichen und mittleren Eurasien. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erreichte die Luchsverbreitung ihren niedrigsten Stand. Während die Tiere in West- und Teilen Mitteleuropas ausgerottet waren, gab es nur noch vier Reliktvorkommen in Europa: in Skandinavien, in den Karpaten, im Baltikum und im Balkan. Eine große zusammenhängende Population existierte nur noch in Russland. Mittlerweile sind die Luchsbestände in den genannten Gebieten wieder angewachsen, wobei die Balkanpopulation weiterhin als bedroht gilt. Alle anderen Populationen in Europa sind auf Wiederansiedlungen während der vergangenen Jahrzehnte zurückzuführen.
In Deutschland gibt es zwei wiederangesiedelte Populationen im Böhmerwald/Bayerischen Wald und im Harz. Einzelnachweise gibt es in verschiedenen Bundesländern, die vermutlich auf natürliche Zuwanderung oder auf illegale Aussetzungen von Gehegetieren beruhen.
Luchse leben einzelgängerisch und haben sehr große Streifgebiete, die in Abhängigkeit vom Geschlecht, der Region und der Jahreszeit variieren. Die Größe des Streifgebietes eines Luchses hängt von der Beschaffenheit der Landschaft und dem Nahrungsangebot ab. Sie können sich zwischen 50 km² und 1.000 km² erstrecken. In Deutschland sind nach Erfahrungen aus anderen Ländern Reviergrößen zwischen 100 und 400 km² zu erwarten. Ein Männchenrevier umfasst ca. 2-3 Weibchenreviere, wobei sich die Streifgebiete der Tiere (sowohl der Männchen, als auch der Weibchen) in der Regel nur geringfügig überschneiden.
In Mitteleuropa lebt der Luchs hauptsächlich von Rehen und ggf. Gämsen. Es werden jedoch auch junges Rotwild, junge Wildschweine, Hasen, Füchse, Kleinsäuger und Vögel erbeutet. Nutztiere v.a. Ziegen, Schafe und Gehegewild werden nur in Einzelfällen gerissen.
Große, zusammenhängende und vor allem strukturreiche Wälder mit Windwurfflächen, Lichtungen, Altholzinseln (Zerfallsphasen mit starkem, liegendem Totholz) und Felsformationen begünstigen die Lebensbedingungen. Ebenso werden Übergangsgebiete zwischen Wald und extensivem Grünland genutzt. Neben ihrer beachtlichen Größe sollten die Reviere kaum zerschnitten sein. Die Größe des Streifgebietes eines Luchses hängt von der Beschaffenheit der Landschaft und dem Nahrungsangebot ab. Sie können sich zwischen 50 km² und 1.000 km² erstrecken. In Deutschland sind nach Erfahrungen aus anderen Ländern Reviergrößen zwischen 100 und 400 km² zu erwarten. Ein Männchenrevier umfasst ca. 2-3 Weibchenreviere, wobei sich die Streifgebiete der Tiere (sowohl der Männchen als auch der Weibchen) in der Regel nur geringfügig überschneiden.
Nein, denn das Wild als Beute und der Luchs als Jäger haben ein funktionierendes Wechselspiel mit langer Parallelevolution. Das Wild stellt sich also auf den wiederkehrenden Räuber ein, sodass eine deutliche Reduzierung der gesamten Wildpopulation nicht zu erwarten ist. Lediglich Mufflons, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum kommen und zur Umsetzung ihrer Fluchtstrategien felsiges Gelände brauchen, sind potenziell gefährdet. Da die Art in Mitteleuropa als Neubürger angesiedelt wurde und derartige Strukturen in Rheinland-Pfalz fehlen, sind Auswirkungen auf die Population des Mufflons, z.B. am Donnersberg, nicht auszuschließen. Lokal kann es zu Bestandsveränderungen insbesondere bei Rehen kommen.
Wildkatzen (Felis silvestris, FFH-Art 1363) leben in weiten Teilen der Nordhemisphäre sympatrisch mit dem Luchs, eine Gefährdung der Wildkatze durch den Luchs ist daher nicht anzunehmen. In der Schweiz wurden einzelne Luchse über lange Zeiträume kontinuierlich besendert und deren Beutetiere gesucht und dokumentiert. Der Nachweis der Beutetiere erfolgte an Hand von Direktfunden und aus Kotanalysen. Die Untersuchungen aus dem Jura, einem Gebiet in dem Wildkatze und Luchs gemeinsam vorkommen, belegen 622 Beutetiere von sendermarkierten Luchsen in 10 Jahren, davon eine Wildkatze (Breitenmoser, Breitenmoser-Würsten (2008) - Der Luchs. Ein Grossraubtier in der Kulturlandschaft, S. 389).
Der Luchs ist nach EU-Recht eine streng zu schützende Art und von europaweitem Interesse. Luchse sind Zielart der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH). Im Anhang IV der Richtlinie wird der Luchs als streng zu schützende Art aufgeführt; die Artenschutzziele sind auch durch Wiederansiedlungsmaßnahmen zu verwirklichen. Nur so kann der von der EU geforderte gute Erhaltungszustand erreicht werden. Luchse werden auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten geführt (Deutschland Kategorie 2: stark gefährdet/Rheinland-Pfalz Kategorie 0: ausgestorben). Der Luchs unterliegt dem Jagdrecht; es gilt eine ganzjährige Schonzeit. Die gesetzlichen Vorgaben sind verbunden mit einer Pflicht zum Schutz und zur Förderung der Art.
Eine Vision der Nationalen Biodiversitätsstrategie zum Thema Artenvielfalt ist es, den Anteil der vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten bis zum Jahre 2010 zu verringern. Dabei soll sich unter anderem bis 2020 für den größten Teil der Rote-Liste-Arten die Gefährdungssituation um eine Stufe verbessern. Der Luchs ist in der Roten Liste Deutschlands 2009 in der Kategorie 2 „stark gefährdet“ geführt.
Als konkretes Ziel, speziell für den Luchs, wird angegeben, dass bis 2020 der Luchs neben den Alpen auch in den Mittelgebirgen wieder heimisch sein soll.
Für den Erhalt der genetischen Vielfalt der Arten wird explizit neben Schutz und Vernetzung ihrer Lebensräume auch der direkte Artenschutz genannt. Eine durch die Nationale Biodiversitätsstrategie beschriebene Umsetzungsmöglichkeit ist die Erarbeitung und Durchführung von Artenschutzprogrammen zur Erhaltung und Wiederansiedlung spezifischer Arten und Artengruppen.
Der Aufbau einer Teilpopulation im Mittelgebirge Pfälzerwald ist ein Beitrag zur Erreichung beider formulierten Ziele.
Das Projekt versteht sich als Instrument der Umsetzung des Artenschutzprojektes „Luchs" des Landes und wird sich in die Biodiversitätsstrategie des Landes einfügen.
Es gilt, die wenigen kleinen Luchsvorkommen in Deutschland zu erhalten und zu stärken. In zerschnittenen Lebensräumen scheint es die bessere Strategie zu sein, mehrere benachbarte Teilpopulationen des Luchses zu begründen und eine Vernetzung anzustreben, statt eine große Quellpopulation zu etablieren.
In Deutschland sind - bis auf den Harz - alle potentiellen Luchspopulationen „randständig", das heißt sie müssen zusammen mit benachbarten Staaten erhalten und „verwaltet“ werden, was auch das Engagement der Bundesinstitutionen und nicht nur der Länder erfordert.
Mensch & Luchs
Die Luchse sind nach der Auswilderung nur schwer zu beobachten, da sie deckungsreiches Gelände bevorzugen und dämmerungs- und nachtaktiv sind. Über ein Halsband mit eingebautem Sender kann der Aufenthaltsort über ein GPS und GSM-Signal ermittelt werden. Informationen über Verhalten und Ausbreitung der Luchse können so gewonnen werden.
Nein, der Luchs stellt keine Gefahr für den Menschen dar.
Die Wahrscheinlichkeit einen Luchs überhaupt zu Gesicht zu bekommen ist sehr gering, da die Tiere sehr heimlich sind.
Der Luchs ist im Stande Schafe, Ziegen und in Gehegen gehaltenes Wild zu reißen, allerdings nur, wenn diese leicht für ihn zugänglich sind. Übergriffe finden also in der Regel nur sehr selten statt.
Nutztierhalter werden bei der Prävention, sowie bei einem Verlust von einem Nutztier unterstützt. Der wirtschaftliche Schaden wird auf freiwilliger Basis erstattet.
Entsprechende Maßnahmen sind mit dem Wiederansiedlungsprojekt eng verbunden.
Es gilt als große Seltenheit, einen Luchs zu Gesicht zu bekommen. Man muss keine Angst vor dem Luchs haben.
Der Luchs wird sich von selbst zurückziehen. Falls eine zusätzliche Aufforderung notwendig sein sollte, machen Sie sich bemerkbar z.B. durch Rufe, starkes Gestikulieren und Klatschen.
Halten Sie Hunde an der Leine, damit die Schutzwirkung des Menschen auch auf den Hund übertragen wird.
Wenn es zu einem Schaden oder Verlust gekommen ist, werden diese Schäden begutachtet. Bitte melden Sie sich entweder per E-Mail luchs(at)snu.rlp.de oder bei der Großkarnivoren-Hotline 06306-911199.
Um die Rissbegutachtung durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz zu unterstützen, sollten der Schadensort großräumig abgesperrt und Hunde ferngehalten, das tote Nutztier mit einer Plane als Schutz abgedeckt und der Schaden innerhalb von 24 Stunden gemeldet werden.
Entsprechend der Rissbeurteilung ist eine Entschädigung in Form einer Ausgleichszahlung vorgesehen. Näheres regelt der Luchs Managementplan des Landes Rheinland-Pfalz. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Homepage.
Die langjährig aktiven Akteure der Initiative pro Luchs (IPL) sollen in einem „Projektbeirat“, dem sogenannten Luchsparlament, eingebunden werden und regelmäßig tagen. Erst durch die Zusammenführung aller betroffenen Interessensgruppen (dt. + frz.) ist eine Umsetzung des Projektes möglich.
Das Luchsparlament soll in die Prozesse miteinbezogen werden. Dazu gehören unter anderem die Ausgestaltung des Wiedereinbürgerungsprojektes und die Öffentlichkeitsarbeit. Gemeinsam erarbeitete fachliche Grundlagen und eine untereinander abgestimmte Vorgehensweise sollen zu einer Akzeptanz bei den beteiligten Gruppen beitragen. Ein gemeinsames Auftreten von Verbänden, Behörden und anderer Institutionen vor der Öffentlichkeit wird angestrebt.
Die Themen und Ergebnisse sollen auch in den 2012 vom Umweltministerium Rheinland-Pfalz neu gegründeten Runden Tisch Großkarnivoren getragen und diskutiert werden, um Synergien zu ermöglichen.
Bei besonders relevanten Interessensgruppen wie Jägern und Schafhaltern werden zusätzlich Informationen direkt durch Vorträge, Gespräche und spezielle Informationsmaterialien an Einzelpersonen weitergegeben. Über verbandsinterne Kommunikation wird die Akzeptanz der Materialien und Informationen gesteigert.
Die Information der lokalen Bevölkerung und Besucher des Biosphärenreservats erfolgt neben den gängigen Informationswegen über lokale Informationszentren bzw. Umweltbildungsinstitutionen. Ein erlebnisorientierter Ansatz wird bevorzugt. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen soll zusätzlich durch Veranstaltungen und die Bereitstellung entsprechenden Lehrmaterials über die Schulen angesprochen werden.
In Zusammenarbeit mit relevanten Touristik-Institutionen, die innerhalb des Biosphärenreservates für die touristische Vermarktung der Region zuständig sind, kann der Luchs als Flagschiffart für den Pfälzerwald genutzt werden.