Steckbrief
- rötlich /gelbes Fell
- ~Schäferhundgroß
- ~15-30 kg
- 50-70 cm Schulterhöhe
- 80-120 cm Körperlänge
- Pfoten 7-9 cm breit
- äußere Merkmale:
- Pinselohren |
- Backenbart |
- Stummelschwanz
- heimliches Tier
- Dämmerungs- und Nachtaktiv
- Pirsch & Lauerjäger
- Hauptbeute: Reh | ~1 Reh/Woche
- Reviere: ♀~100 | ♂ bis 400 km²
- Einzelgänger
- Paarungszeit von Feb.-Apr.
- Tragzeit ~70 Tage
- Wurfgröße ~2 (1-5)
- Jugendsterblichkeit bis zu 75%
- keine Gefahr für Mensch
Jagd und Beute
© Pixabay
In Europa lebt der Luchs hauptsächlich von Rehen und Rotwild.
Junge Wildschweine, Hasen und Füchse werden selten, Kleinsäuger und Vögel nur ausnahmsweise erbeutet.
Wildkatzen (Felis silvestris, FFH-Art 1363) leben in weiten Teilen der Nordhemisphäre sympatrisch mit dem Luchs. Eine Gefährdung der Art durch den Luchs ist daher nicht anzunehmen.
Ein adulter Luchs benötigt 1-3 kg Fleisch pro Tag und erlegt pro Jahr etwa 60 Paarhufer.
Schutz
© Ole Anders
Die gesetzliche Aufgabe ist es, lebensfähige Populationen zu erhalten und das Vorkommen der Art in allen geeigneten Lebensräumen zu fördern.
Die Rechtsvorschriften zum Schutz der Luchse sind umfangreich:
FFH-Richtlinie (92/43/EWG): Anhänge II und IV,
CITES: Anhang II,
Berner Konvention Anhang III,
Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung „besonders geschützte Art“, Rote Liste Deutschland: 2 (stark gefährdet),
Rote Liste Rheinland-Pfalz: 0 (Kategorie ausgestorben).
Der Luchs wird jagdrechtlich als jagdbare Art mit ganzjähriger Schonzeit geführt.
Verbreitung
© LCIE (Large Carnivore Initiative for Europe)
Ursprünglich war der Luchs fast in ganz Europa zu finden. Natürliche Populationen überlebten jeweils nur in Teilen Skandinaviens, der Karpaten des Balkans und der baltischen Staaten.
Die heutigen Populationen in Mittel- und Westeuropa gehen alle auf Wiederansiedelungen zurück, so auch die Luchsvorkommen in Deutschland und den Nachbarländern: Frankreich, Schweiz, Tschechien und Österreich.
Lebensraum
Große, zusammenhängende und vor allem strukturreiche Wälder mit Windwurfflächen, Lichtungen, Altholzinseln (Zerfallsphasen mit starkem, liegendem Totholz) und Felsformationen begünstigen die Lebensbedingungen.
Ebenso werden Übergangsgebiete zwischen Wald und extensivem Grünland genutzt.
Luchse leben einzelgängerisch und haben sehr große Streifgebiete, die in Abhängigkeit vom Geschlecht, der Region und der Jahreszeit variieren.
Neben ihrer beachtlichen Größe sollten die Reviere kaum zerschnitten sein.
Die Größe des Streifgebietes eines Luchses hängt von der Beschaffenheit der Landschaft und dem Nahrungsangebot ab. Sie können sich zwischen 50 km² und 1.000 km² in Skandinavien erstrecken. Für den Pfälzerwald kann bei ausgewachsenen Männchen von einer ungefähren Streifgebietsgröße zwischen 200 - 400 km² und für Weibchen mit Größen zwischen 50 - 150 km² gerechnet werden.
Ein Männchenrevier umfasst ca. 2-3 Weibchenreviere, die Streifgebiete der Weibchen überschneiden sich in der Regel nur geringfügig.
Lebenszyklus
© Alex Sommer | SNU
Die Paarungszeit erreicht ihren Höhepunkt in den Monaten Februar und März.
Nach einer Tragzeit von 68-72 Tagen werden meist zwei bis drei Junge geboren. Der Nachwuchs wird sowohl in Felsnischen und –höhlen als auch unter Wurzeltellern und selbst unter tief beasteten Nadelbäumen zur Welt gebracht.
Die Jungen entwickeln sich langsam und bleiben bis zur nächsten Ranzzeit bei der Mutter. Die jungen Luchse verlassen nach 10 Monaten die elterlichen Gebiete und unternehmen eine Ausbreitungswanderung, um ein eigenes freies Territorium mit Anschluss an eine Population zu finden.
In freier Wildbahn können Luchse über 15 Jahre alt werden. Jedoch überlebt nur jedes zweite Jungtier das erste Lebensjahr. Bis zum erreichen des erwachsenen Alters kann die Sterberate bis zu 75% betragen.
Gefährdung
© SNU
Der Luchs ist heute weniger durch natürliche Ursachen, wie ansteckende Krankheiten, gefährdet. Das größere Gefahrenpotenzial geht vom Menschen und dessen Handeln aus. Luchse haben einen vergleichsweise großen Raumbedarf von ca. 100-400 km². Das dichte Straßen und Schienennetz sowie Siedlungen durchschneiden seine potenziellen Lebensräume. Sie wirken wie eine Barriere, wodurch Populationen getrennt bzw. der Kontakt zwischen diesen erschwert wird. Bei isolierten Populationen besteht die Gefahr einer genetischen Verarmung. Wenn der Austausch mit den Nachbarpopulationen nicht mehr möglich ist, verpaaren sich mit der Zeit immer mehr Tiere, die einen immer engeren Verwandtschaftsgrad aufweisen. Die Auswirkungen einsetzender Inzucht können eine Häufung von Unfruchtbarkeit und Frühgeburten bzw. eine Erhöhung von Jungtiersterblichkeit und Fälle von Erbkrankheiten sein. Aus diesem Grund spielt die Vernetzung der Lebensräume eine entscheidende Rolle für das langfristige Überleben einer Luchspopulation. Schon wenige wandernde Einzeltiere zwischen Teilpopulationen können für den Erhalt einer ausreichenden genetischen Vielfalt sorgen.
Neben den aus genetischer Sicht nachteiligen Auswirkungen einer zunehmenden Zerschneidung der Landschaft durch Straßen und Siedlungen kommen die direkten Todesfälle durch den Straßen- und Schienenverkehr hinzu. Um die Barriere-Wirkung großer Verkehrsadern zu reduzieren und ein Mindestmaß an Durchlässigkeit der Landschaft für wandernde Wildtiere zu erhalten, werden Grünbrücken und kleinere Querungshilfen gebaut. Im Pfälzerwald befinden sich zum Beispiel Grünbrücken über die A6 bei Wattenheim und über die B10 bei Hinterweidenthal.
Trotz strengem Schutz ist die illegale Tötung in Form von Abschuss und Vergiftung eine der Hauptgefährdungsursachen für den Luchs.