Abschlussbericht zum Rheinischen Haselhuhn im Projektgebiet des Naturschutzgroßprojektes „Bänder des Lebens im Hunsrück“
Im Auftrag der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz untersuchte der Dipl. Biologe Markus Handschuh in den Jahren 2019 bis 2021 die Vorkommen des Haselhuhns im Projektgebiet des Naturschutzgroßprojektes „Bänder des Lebens im Hunsrück“. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass das Rheinische Haselhuhn, eine Verantwortungsart der Region, dort inzwischen ausgestorben ist.
Das im westlichen Mitteleuropa heimische Westliche Haselhuhn ist eine der am meisten bedrohten Vogelarten in Europa. Seine Verbreitung ist seit jüngerer Zeit auf Deutschland, Luxemburg, Belgien und Frankreich beschränkt. Damit tragen diese Staaten die alleinige weltweite Verantwortung für die Erhaltung des Westlichen Haselhuhns. Derzeit sind allerdings nur noch in den Südvogesen letzte kleine und isolierte Einzelvorkommen bekannt. Ohne sofortige, umfassende Notfallinterventionen werden sie auch dort in den kommenden Jahren aussterben.
Der projektbezogene Planungsraum des Naturschutzgroßprojekts „Bänder des Lebens im Hunsrück“, ist eines der Gebiete, die bisher noch nicht hinreichend auf mögliche Reliktvorkommen untersucht worden waren. Meldungen bis in jüngste Zeit deuteten auf Restvorkommen hin. Daher war das erste Ziel der Untersuchung die Erfassung bzw. Suche nach dem Westlichen Haselhuhn im Projektgebiet des Naturschutzgroßprojektes. Da das Haselhuhn schwer erfassbar ist, erfordert sein Nachweis spezielle Artkenntnis. Daher wurde die vorliegende Untersuchung durch Artexperten durchgeführt.
Die Lage des Suchraums mit insgesamt 23.284 Hektar, davon 16.970 Hektar (rund 73 %) Waldgebiet, führt durch die Landkreise Birkenfeld, Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg und umfasst Hunsrück, Saar-Nahe-Bergland, Hunsrück und Moseltal mit den Naturräumen Hoch- und Idarwald, Huns-rückhochfläche und Oberes Nahebergland. Eingebunden waren auch die Naturräume Mittleres Moseltal (Schiefergebirgs-Moseltal), Saar-Ruwer-Hunsrück, Moselhunsrück, Simmerner Mulde, Soonwaldvorstufe, Glan-Alsenz-Berg- und Hügelland.
Um den diversen Anforderungen an eine Haselhuhnerfassung möglichst gerecht zu werden und um die günstigsten Zeiträume mit den meisten guten Nachweismöglichkeiten des Haselhuhns im Jahresverlauf zu nutzen, wählten die Experten eine kombinierte Erfassungsmethodik. Zum einen kam eine artspezifisch angepasste Punkt-Stopp-Methode in Form von Transekt-Begehungen im Frühjahr und im Herbst einschließlich Suche nach indirekten Artnachweisen zur Anwendung. Unter einem Transekt versteht man bei Felduntersuchungen einen Satz von Mess- bzw. Beobachtungspunkten entlang einer geraden Linie. Bei der Punkt-Stopp-Methode kommen im Untersuchungsgebiet in festgelegten Abständen und Zeitintervallen die definierten Erfassungsmethoden zum Einsatz. Im Fall der Haselhuhnsuche war dies der Einsatz einer Klangattrappe. Zum anderen fand eine „freie Suche“ nach Artnachweisen auf ausgewählten, erfolgversprechenden Teilflächen während des Winters statt.
Bei der transektbasierten Erfassung entlang von 22 Untersuchungsstrecken von 2,2 km bis 17,9 km Länge mit in Summe 171,2 km an Gehrouten untersuchten die Experten insgesamt 1.077 Lock- und Verhörpunkte sowie zahlreiche potenziell geeignete Sandbadeplätze. Die Wintersuche umfasste 21 Probeflächen mit einer Gesamtfläche von 334,28 Hektar und einer zurückgelegten Gehstrecke von 102,28 km. Insgesamt entspricht dies einer bearbeiteten Fläche von rund 2.445 Hektar und damit rund 10 Prozent der Gesamtfläche und rund 14 Prozent der Waldfläche im Suchraum des Naturschutzgroßprojektes „Bänder des Lebens im Hunsrück“. Im Vergleich zu anderen Haselhuhn-Erfassungen sind die Gebietsabdeckung und die Erfassungstiefe sehr hoch.
In der gesamten Erfassungsarbeit konnten keine Hinweise auf ein aktuelles Vorkommen des Westlichen Haselhuhns im Untersuchungsraum gefunden werden. Damit kann ein aktuelles Vorkommen des Westlichen Haselhuhns im projektbezogenen Planungsraum des Naturschutzgroßprojekts „Bänder des Lebens im Hunsrück“ und in seinem näheren Umfeld mit Sicherheit ausgeschlossen werden.