Ministerin Spiegel besucht Wanderschäfer und kündigt Weidetierprämie an

Offenhaltung und Vernetzung von Biotopflächen durch Beweidung: Spiegel besucht Pilotprojekt der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz und der Kreisverwaltung Cochem-Zell.

Der Wanderschäfer Steffen Carmin zieht seit dem 1. April 2019 mit seinen 250 Schafen durch den Landkreis Cochem-Zell und beweidet zahlreiche Flächen, unter anderem Naturschutz-, Gemeinde- und Landesflächen. So verhindert er die stets weiter voranschreitende Verbuschung.

„Die Bewirtschaftung dieser Flächen ist für den Erhalt einer Vielzahl von seltenen und bedrohten Tier- und Pflanzenarten unerlässlich – wie etwa für die gefährdeten Pflanzenarten Wiesen-Primel und Manns-Knabenkraut oder bei den Heuschrecken die blauflügelige Ödlandschrecke sowie der Heidegrashüpfer. Insgesamt hat die Stiftung Natur und Umwelt 18 gefährdete Pflanzenarten, rund 30 verschiedene Falter und 15 Heuschreckenarten auf den Flächen dokumentiert. Damit ist dieses innovative Projekt ein wichtiger Baustein des nachhaltigen Naturschutzes“, sagte Staatsministerin Anne Spiegel und dankte dem Wanderschäfer, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung Natur und Umwelt sowie der Kreisverwaltung Cochem-Zell herzlich für ihr Engagement. Der selektive Verbiss der Schafe und der Nährstofftransport durch diese Wirtschaftsweise begünstigen die Artenvielfalt von Flora und Fauna.

Seit dem Projektstart gibt es bereits große Erfolge. „Der Schäfer hat mit seinen natürlichen Rasenmähern im Jahr 2019 bereits mehr als 100 Hektar beweiden können, im Jahr 2020 kamen noch einige Flächen hinzu. Die Verbuschungen der beweideten Flächen konnten schon nach dem ersten Weidegang zurückgedrängt werden – selbst steile Weinbergsbrachen konnten von den Schafen von starker Sukzession befreit werden“, so Spiegel weiter. Auch Pflanzenbestände, wie das Drüsige Springkraut, die Große Brennnessel oder die Große Klette konnten durch die Beweidung mit den Schafen zum richtigen Zeitpunkt und einer teilweise ergänzenden maschinellen Nachpflege deutlich reduziert bzw. sogar komplett beseitigt werden. Durch regelmäßige Begleituntersuchungen wird der Erfolg des Projekts stets überwacht.

1,5 Millionen Euro für Weidetierprämie

Für einen großen Teil der Flächen ist die Beweidung damit die nachhaltigste und kostengünstigste Methode der Offenhaltung zur Bewahrung der Biodiversität und die Sicherung der Vorkommen von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. „Um die Weidetierhalter im Land zu stärken, gehen wir in Rheinland-Pfalz proaktiv voran: Wir führen vor dem Bund eine Landesprämie ein und stellen dafür 1,5 Millionen Euro zur Verfügung“, kündigte die Ministerin an. Gerade die Halterinnen und Halter von Ziegen und Schafen sehen sich mit besonderen wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Zwischen 1995 und 2017 ist die Anzahl von Mutterschafen in Rheinland-Pfalz um 50 Prozent eingebrochen: von 100.000 Muttertieren auf 50.000. „Mit der Weidetierprämie wollen wir daher ein Zeichen setzen und die wirtschaftliche Existenz von Schaf- und Ziegenhalterinnen und -haltern unterstützen“, führte Spiegel abschließend an.