Alles für die Katz?

Die Kritik durch den Bund der Steuerzahler (BdSt), dass Steuergelder beim Luchs-Wiederansiedlungsprojekt im Pfälzerwald nicht sinnvoll eingesetzt würden, ist nicht gerechtfertigt. Die fachlichen Grundlagen werden nicht berücksichtigt, eine Verschwendung von Steuergeldern ist nicht belegt.

Artenschutz ist nicht nur ein „nobles Ziel“ wie der BdSt selbst schreibt, sondern es gibt auch eine gesetzliche Verpflichtung dafür - national und auf europäischer Ebene. Dies trifft besonders auch auf den streng geschützten Luchs zu.
Der langfristige Erfolg von Luchs-Wiederansiedlungen hängt heutzutage von der Akzeptanz der Luchse in der Gesellschaft ab. Akzeptanz kann sich nur entwickeln bzw. fortbestehen, wenn ausreichend Wissen zur Tierart vorhanden ist und eine Abstimmung mit den beteiligten Interessensgruppen wie Jägern und Weidetierhaltern erfolgt. So ist eine anfängliche große Investition in die breite Öffentlichkeitsarbeit eine mehr als sinnvolle und nachhaltige Vorgehensweise. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz steht im regelmäßigen Austausch mit den Interessengruppen, hält Bildungs- und Informationsmaterial vor und engagiert sich bei Veranstaltungen. Dabei wird sie regelmäßig durch Vertreter der Jagd, der Tierhalter und des Naturschutzes begleitet.
Würde dies nicht durchgeführt – wie es der BdSt scheinbar erwartet -, könnte es langfristig zum Scheitern der Wiederansiedlung kommen. Dann wären die Gelder tatsächlich nicht zielführend eingesetzt worden, wie es der BdSt befürchtet, womit sich die Katze sozusagen in den Schwanz beißen würde.
Wie gut eine Wiederansiedlung - umgesetzt mit dem heutigen Wissenstand - funktionieren kann, beweist aktuell das Projekt im Harz. Hier ist die Luchspopulation seit den ersten Freilassungen 2000 in Ausbreitung begriffen. Dass der Luchs auch eine Chance für den nachhaltigen Tourismus in der Region ist, haben nicht nur die Kommunen im Harz erkannt. So wurde der Antrag für die Wiederansiedlung der Luchs von allen Kreisen und kreisfreien Städten des Pfälzerwaldes unterstützt.

Im Managementplan für Rheinland-Pfalz wurden zusammen mit Jägern, Tierhaltern, Förstern und Naturschützern mögliche Risiken definiert, Lösungen erarbeitet und verbindlich beschrieben. Es war auch ein Anliegen der beteiligten Verbände, Behörden und Institutionen die Sachverhalte genau und präzise zu beschreiben. Meldungen zu Luchsen oder gerissene Nutztiere können einfach über die Hotline 06306-911199 oder per mail an luchs@snu.rlp.de gemeldet werden. Bestätigt die Begutachtung vor Ort den Anfangsverdacht, kann über einen einseitigen Antrag eine Entschädigung oder bei Bedarf Präventionsmaterial beantragt werden. Von einer Bürokratiemaschinerie zu sprechen, ist hier verfehlt.

Die Umsetzung des Gesamtprojektes verläuft plangemäß. Das Land trägt mit 400.000 € ca. 15% der Kosten, das Projekt läuft knapp sieben Jahre (Januar 2015 – September 2021). Der Aufbau der Luchs-Population im Pfälzerwald entwickelt sich sehr positiv. Mittlerweile sind mindestens 10 Jungtiere über Muttertiere mit GPS-Halsband nachgewiesen. Es ist davon auszugehen, dass weitere unbesenderte Luchsweibchen im Pfälzerwald für Nachwuchs gesorgt haben. In diesem Winter wird erstmalig im Projekt ein systematisches Fotofallen-Monitoring durchgeführt, um so eine Mindestanzahl der Luchse und eine erste Dichteschätzung ermitteln zu können.
Der Pfälzerwald ist ein großes, zusammenhängendes Waldgebiet und bietet einen geeigneten Lebensraum für Luchse. Der Verkehr bleibt dennoch ein Risiko für alle Wildtiere. Luchse haben mehrfach Grünbrücken oder Unterführungen genutzt um Bundesstraße und Autobahn sicher zu queren. Zwei Luchse wurden dennoch Opfer von Verkehrsunfällen. Illegale Tötungen wurden bisher nicht nachgewiesen. Die Unfälle der Luchse waren in jedem Einzelfall bedauerlich, gefährden aber nicht den Erfolg der Wiederansiedlung.